Einfach mal machen

Mit 18 im Chefsessel? Für viele Jugendliche ist das keine Illusion mehr. Von der wechselbaren Bambuszahnbürste bis zum eigenen Vintageladen: Warum junge Menschen ohne Ausbildung ihr eigenes Unternehmen gründen und wie es ihnen dabei geht.

Auf der anderen Seite des Main, abseits von Würzburgs Innenstadt, haben Konrad Oertel und Felicitas Jander (beide 21) eine Heimat für ihren Laden gefunden. Und sich ihren Traum von Freiheit und Kunst erfüllt. Zwischen einem Fahrradladen und einer Werkstatt für Vespas, mitten im Gewerbegebiet der Zellerau, liegt das „Kapitel II“. Für Konrad und Fee, wie sie hier jede*r nennt, mehr als „nur“ ein Second-Hand-Laden: Sie wollen hier mit Kreativabenden, Kunstprojekten oder Konzerten einen Ort der Begegnung schaffen, der ihnen in der Stadt bislang gefehlt hat. „Viele Künstler*innen ziehen in die großen Städte wie Berlin, weil Kleinstädte immer unattraktiver werden. Dem wollen wir entgegenwirken“, erklärt Konrad. Auf den 150 Quadratmetern Fläche finden so unter anderem auch ein Ton- und Tattoo-Studio Platz, das sie an Künstler*innen untervermieten.

„Ich hatte Lust etwas aktiv anzupacken“ – Konrad Oertel, Gründer Kapitel II

Die Idee mit dem Laden hatte Konrad schon vor seinem Abitur im Sommer 2019: „In Würzburg gab es nicht so wirklich viele Vintageläden, das war eine Geschäftslücke.“ Für ihn war auch klar, dass er kein Studium oder eine Ausbildung machen möchte: „Ich hatte Lust etwas aktiv anzupacken, das mit dem Laden war alles so real“, erzählt Konrad. Als er Felicitas beim Feiern im Club durch gemeinsame Freunde kennenlernt und ihr von seiner Idee erzählt, ist sie sofort begeistert und sagt: „Lass uns das zusammen machen!“ Gesagt, getan: Konrad meldet das Gewerbe an, die beiden finden nach monatelanger Suche die passende Ladenfläche, sehen sich nach Großhändlern um, kaufen eine Kasse, bauen mit Freunden die Möbel. Am 18. Januar 2020 eröffnen sie ihr Geschäft.

Mit der eigenen Idee durchstarten, etwas verändern wollen, unabhängig sein – damit sind Felicitas und Konrad in ihrem Alter nicht allein. Laut dem Institut für Mittelstandsforschung Bonn gründeten 7,9 Prozent der Frauen und 8,9 Prozent der Männer zwischen 18 bis 24 Jahren im Jahr 2019 ein Unternehmen. Doch wie kommt man darauf, sich ohne Ausbildung selbständig zu machen? „Die meisten haben eine Idee, für die sie brennen. Gleichzeitig wollen viele einfach mehr erreichen und strotzen nur so vor Energie und Enthusiasmus“, sagt Johannes Weber. Er ist Geschäftsführer von „4vestor“, ein Münchner Unternehmen, das junge Menschen bei der Gründung berät und hier mit der Agentur für Arbeit kooperiert. „Wir können, wenn es arbeitsmarktlich sinnvoll ist, einen arbeitslosen Bewerber bei seiner Gründung mit einem Gründungszuschuss fördern“, so Susanne Eikemeier, Pressereferentin der Bundesagentur für Arbeit. Dazu müssten Bewerber*innen ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen und zeigen, dass ihr neues Unternehmen erfolgversprechend ist. Aber: „Sich professionelle Hilfe zu suchen, liegt den meisten jungen Gründern nicht so. Sie wollen vor allem schnell, schnell vorwärts und da braucht man keinen Berater, der auf die Bremse drückt“, meint Johannes Weber. Im Fall von Konrad und Felicitas hat es ohne Beratung geklappt: „Wir haben uns das angeguckt, aber das war nicht die Art, auf die wir es machen wollten. Wir haben nichts durchgeplant – ‚einfach drauf los‘ – und sind bisher erstaunlich wenig auf die Nase gefallen“, sagt Konrad und stellt fest: „Man muss keine fertige kaufmännische Ausbildung haben, um einen Laden aufzumachen.“ Das Paar hat viel Unterstützung aus der Familie und dem Freundeskreis erfahren: Startkapital vom Opa, den Onkel als Finanzberater und Freunde zum Anpacken.

„Die meisten haben eine Idee, für die sie brennen. Gleichzeitig wollen viele einfach mehr erreichen und strotzen nur so vor Energie und Enthusiasmus“ – Johannes Weber, Geschäftsführer „4vestor“

Bei Tobias Weiskopf (23) aus dem Landkreis Freising lief das anders. Als er sein Unternehmen „juvela“ – eine Agentur für Jugendarbeit – bereits während dem Abitur mit 18 Jahren gründet, nimmt er die kostenlosen Beratungsangebote der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Anspruch. „Ich war sehr froh bei dem Dschungel des Bürokratiewahnsinns von Buchhaltung bis Steuererklärung unterstützt zu werden“, so Tobias. Die IHK fördert Gründer*innen mit individuellen Gesprächen und Vorträgen über Themen wie Businessplan, Recht und Steuern oder der Finanzierung, erklärt Catherine Schrenk, Betriebswirtschaftliche Beraterin der IHK München und Oberbayern. Auch wenn die IHK junge Gründer*innen in ihren Ideen grundsätzlich ermutigt, rät sie trotzdem zu einer Ausbildung nach der Schule: „Das ist eine sehr gute Basis, denn man weiß nie, was in der Zukunft passiert und ob sich das Unternehmen bewährt“, so Schrenk.

„Ich war sehr froh bei dem Dschungel des Bürokratiewahnsinns von Buchhaltung bis Steuererklärung unterstützt zu werden“ – Tobias Weiskopf, Gründer von „juvela“

Das hat sich auch Andrija Vuksanovic (19), Geschäftsführer des IT-Startups „Titanom“, zu Herzen genommen. Der Germeringer, der bereits mit elf Jahren programmierte, führt ein Softwareunternehmen mit zwölf Angestellten und studiert nebenbei noch Wirtschaftsinformatik an der TU München. „Ich war schon immer ein sehr getriebener Mensch mit hohem Tatendrang, wollte mich weiterbilden und hatte Lust etwas zu machen, Dinge zu Ende zu bringen“, beschreibt Andrija seine Motivation das Unternehmen zu gründen – auch wenn es ihn bereits viele schlaflose Nächte gekostet hat. „Ich kann nicht problemlos abschalten. Es gab eine Zeit, da habe ich vier Monate am Stück von morgens bis abends gearbeitet, das ist natürlich eine Belastung für die persönlichen Beziehungen, Freunde fallen weg, man muss bluten können“, erzählt er.

„Man muss bluten können“ – Andrija Vuksanovic, Geschäftsführer „Titanom“

Ähnlich wie Andrija kombiniert auch Alexandar Antica (21) Startup und Studium. Nach seinem Abitur ist der Gaimersheimer nach Berlin gezogen – in aller erster Linie, um dort die Startup-Szene zu erkunden. Und um nebenbei Betriebswirtschaftslehre an der HWR zu studieren. Bereits im ersten Semester entwickelt er die Idee für sein eigenes Startup: eine nachhaltige Bambuszahnbürste mit wechselbarem Aufsatz, ähnlich wie bei elektrischen Zahnbürsten, um so dem Bambusschwund vorzubeugen. „Ich wollte einen Beitrag für die Gesellschaft leisten, es sollte nicht nur um mich gehen“, so Alexandar. Sein Antrieb: Grenzenlosigkeit. Und das Gefühl, dass Ziele real werden. „Jetzt ist die beste Zeit, um auszuprobieren, hinzufallen und wieder aufzustehen“, sagt der 21-Jährige – und hat bereits die nächsten Ideen im Kopf.

„Jetzt ist die beste Zeit, um auszuprobieren, hinzufallen und wieder aufzustehen“ – Alexandar Antica, Startup-Gründer „My Bambio“

Auch Konrad und Felicitas sehen ihren Vintageladen eher als „Projekt für jetzt“ und würden ihn in ein paar Jahren gerne weitergeben und sich dann neuen Dingen widmen. „Vielleicht Mode selber machen, Filmmusik produzieren oder einen sozialen Beruf erlernen“, meint Konrad. Und Fee? „Etwas komplett Neues ausprobieren, in eine Großstadt gehen und irgendwann ein Wohnprojekt mit verschiedenen Generationen auf einem Bauernhof starten.“

Mit Moretti und Koch groß geworden: Die Schauspielerin Michelle von Treuberg im Interview

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Quelle: Kim-Lena Sahin

„Sei nicht wie Anika, sei wie Pippi – frech, wild und wunderbar“ – kennt ihr den Spruch? Ich mag Pippi und Astrid Lindgren sehr. Doch meine Lieblinge unter den Kinderfilmen meiner Generation sind die Wilden Hühner, basierend auf den Büchern von Cornelia Funke. Und dort war Sprotte die Pippi. Ich wollte immer sein wie Sprotte: Eine Bande anführen, Jungs hassen und dabei gut aussehen. Michelle von Treuberg hat all das erlebt: Sie hat Sprotte über Jahre hinweg verkörpert und ihr in den Filmen ein Gesicht geliehen. Noch heute wird sie den „Sprotte-Stempel“ nicht ganz los. Im Interview sprechen wir darüber, wie sie durch Zufall zur Schauspielerei kam, wie sie die Quarantänezeit bis jetzt gemeistert hat und wie es nach ihrem Studium in Passau nun für sie weiter gehen wird.

Hi Michelle, stell dich doch mal kurz vor…

Michelle von Treuberg: Hi, ich bin Michelle, 27 Jahre alt und komme aus der Nähe von München. Einige kennen mich vielleicht noch von früher als Sprotte von den Wilde Hühner Filmen.

Wie meisterst du die Quarantäne?

Michelle: Mir geht es je nach Tagesform ganz unterschiedlich. Ich versuche viel in Kontakt mit meiner Familie und meinen Freunden zu bleiben, aktiv zu bleiben und habe mir Dinge vorgenommen, die ich erledigen möchte. Aber es ist definitiv für alle eine ungewöhnliche, herausfordernde Zeit.

Kulturtipps und Lifehacks während Corona?

Michelle: Es gibt jetzt ein tolles Angebot vom Resi in München (Residenztheater München) – dort kann man einen Termin buchen und erhält dann einen Anruf von einem Ensemblemitglied, und es wird einem etwas vorgetragen. Cooles Format, oder? Das zweite ist ein Podcast der Deutschen Filmakademie, der heißt Close up. Das ist für alle interessant, die mehr Insights über das Filmgeschäft aus verschiedenen Perspektiven erhalten wollen…

Was hat dich im Leben am meisten geprägt?

Michelle: Ich glaube, das war mein erster Drehtag überhaupt – neben Sebastian Koch und Tobias Moretti, als ich elf Jahre alt war. Da war ich natürlich total aufgeregt. Eine Casting Direktorin, Rita Serra-Roll, hatte mich in meinem Reitstall angesprochen ob ich nicht Lust hätte, mal zu dem Casting für den Film „Speer und Er“ zukommen. Ich habe gar nicht groß darüber nachgedacht, bin hingegangen und habe überraschenderweise die Rolle tatsächlich bekommen. Über Rita bin ich dann auch zu den Wilden Hühnern gekommen und erst nachträglich in den Castingprozess eingestiegen. Es folgten einige Runden in verschiedenen Konstellationen bis wir alle final besetzt waren- es wurde zum Beispiel auch mit mir und Lucie Hollmann zwischen den Rollen Frida und Sprotte getauscht. Zusammengefasst würde ich sagen, dass sich meine Schauspielkarriere durch viel Glück, Zufall und vielleicht auch Schicksal ergeben hat.

… Und Talent! Dein höchstes Hoch, dein tiefstes Tief?

Michelle: Das ist schwer zu beantworten, ohne sehr persönlich zu werden. Ich denke mit das höchste Hoch waren schon die Erlebnisse bei den Dreharbeiten zu den Wilden Hühner Filmen. Drei Monate über die Sommerferien von 8 bis 20 Uhr durcharbeiten, nach der Arbeit noch den Text für den nächsten Tag lernen und dann wieder zurück in die Schule. Dazu die plötzliche Bekanntheit in der Schule und auf der Straße- damit hatten wir alle glaube ich nicht gerechnet. Viele schreiben mir ja heute noch zu den Filmen, es ist für mich schön zu sehen, dass doch einige einen Teil ihrer Kindheit oder Jugend damit verbinden. Das tiefste Tief war für mich der Verlust meiner Mama, da war ich gerade erst 14 Jahre alt.

Warum Passau, warum Studium?

Michelle: Nach dem Abitur habe ich mir einen lang ersehnten Wunsch erfüllt, ich habe mit einer Freundin eine Weltreise gemacht. Das konnte ich mir glücklicherweise durch die Arbeit am Filmset leisten und ein bisschen Zeit nutzen, bevor ich mich für das Studium entschieden habe. Mein großer Bruder hat mich dann dazu inspiriert nach Passau zu gehen – er hatte dort auch studiert und ich habe ihn oft besucht. Letztendlich habe ich mich für den Studiengang „European Studies“ entschieden wegen der Internationalität. Ich spreche gerne verschiedene Sprachen und bin auch zweisprachig aufgewachsen (mein Papa ist Engländer).

Wie geht es jetzt weiter mit der Schauspielerin in dir?

Michelle: Nach meinem Bachelor 2015 habe ich erst einmal begonnen im HR-Bereich zu arbeiten, auch um mir ein sicheres zweites Standbein aufzubauen. In all der Zeit habe ich aber schon gemerkt, dass mir die Schauspielerei sehr fehlt und beschlossen, dass ich neben einem klassischen Bürojob wieder spielen möchte. Ich bin der Typ Mensch, der lieber auf Nummer sicher geht. Und das wurde mir auch schon bei meinem ersten Film ans Herz gelegt.

Deine persönlichen Wünsche für die Welt?

Michelle: Mein langfristiger Wunsch ist es, nur noch als Schauspielerin zu arbeiten. Ich bin aber ganz realistisch und wünsche mir für Erste einfach, dass ich wieder mehr Projekte machen kann. Gerne würde ich noch einmal historisch drehen, ein paar Jahrhunderte zurück in der Geschichte. Ich liebe es, durch ein Filmprojekt über das Zeitgeschehen zu lernen oder wenn mich ein Film zum Nachrecherchieren anregt. Für mein persönliches Umfeld wünsche ich mir, dass es besonders meiner Familie und meinen Freunden gut geht, das ist für mich sehr wichtig.

Jetzt ist alles erlaubt: Was wolltest du schon immer mal loswerden, doch niemand hörte zu?

Michelle: So böse das auch klingen mag. Wenn ich hungrig bin, sollte man mir lieber aus dem Weg gehen. (lacht)

Gibt es die wilden Hühner im echten Leben noch?

Michelle: Ja, klar, die gibt es noch! Mit Lucie Hollmann (Frida) bin ich nach wie vor sehr gut befreundet, auch die anderen habe ich immer mal wieder gesehen in den letzten Jahren. Wir wollten auch schon ewig ein Klassentreffen machen, bei dem sich alle wiedersehen. Die meisten sind der Bühne ja auch treu geblieben wie Jeremy Mockridge, Zsà Zsà Inci Bürkle, Sonja Gerhardt oder Vincent Redetzki.

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Quelle: Kim-Lena Sahin

Ich hasse dich, bitte verlass mich nicht

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Hannas Seele ist tausend Mal gebrochen. Nach außen tanzt und lacht sie, spielt die geschliffene Tochter, versucht sich einzureihen, in die makellosen Lebensläufe ihrer großen Geschwister. Doch die Fassade bröckelt und Hanna bricht regelmäßig ein. Denn was hat sie schon erreicht? Abitur, zwei abgebrochene Studiengänge, vier gescheiterte Beziehungen und seit Oktober nun auch eine Antwort auf ihr Dilemma. Diagnose: Borderline.

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Wenn Ken, braun gebrannt, Sixpack, körperbetonendes schwarzes T-Shirt, Glücksbärchen-Lächeln auf den Lippen und Grübchen in den Wangen, heute an Hannas Tür klopfen würde; dann würde sie die Tür kurz öffnen, doch im selben Moment wieder zuschlagen. Denn was Hanna will und braucht, das kann Ken ihr nicht geben. Hanna will kein Glücksbärchen und auch keinen Sixpack, keine Grübchen im Gesicht, kein Lächeln. Hanna braucht die zweite Hälfte, die ihre gebrochene Seele wieder ganz macht. Hanna sucht jemanden zum Streiten und Weinen, zum Anfauchen und Kreischen, genauso wie zum Schluchzen und Kuscheln. Einen, der bleibt, obwohl sie will, dass er geht. Einen, der sie erträgt und sie gerade deshalb liebt.

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Hanna hat zugelegt. 20 Kilogramm. Als ich sie kennenlernte, im August, waren ihre Wangen knochiger, ihre Hände zarter, ihre kristallblauen Glubschaugen größer. Aber sie gefällt mir. Sie lacht, singt zu unseren Songs von Prinz Pi und bekocht mich. In ihrem 1,40 Meter breiten IKEA-Bett machen wir es uns zwischen Lichterketten, Kuscheldecken, Himbeeren, Nachos und amerikanischer Erdnussbutter gemütlich. Als Hanna ihren grauen LMU-Hoodie hochkrempelt, erinnere ich mich, warum ich eigentlich bei ihr bin. Ich sehe sie wieder, die kleinen, feinen Striche auf ihrem linken Oberarm, fast wie eine Zeichnung. Die frischen Schnitte sind röter als die anderen. Ich will wegsehen, doch kann nicht, es fasziniert mich auf eine seltsame Art und Weise. Hanna zückt ihre Lieblingsklinge von Wilkinson und demonstriert mir, wie sie sich schneidet. Ganz leise, man hört es kaum, kullert jetzt das Blut. Sie gleichen winzigen Wassertropfen. Schneewittchenapfelrote Tropfen, so groß wie eine vollgesaugte Zecke. Wie Tropfen, die sich auf dem Blatt eines Frauenmantels sammeln, nachdem ein frischer Sommerregen die Natur aufatmen lässt. Für Hanna Routine. Für mich ein Schock, den ich erst noch verdauen muss.

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Hanna schneidet sich, weil sie etwas spüren muss. Wenn alle anderen Reize versagen, bleibt ihr nur noch die Klinge. In der Klinik hat sie sich einige Skills angeeignet, um der Selbstverletzung zu entkommen. In einer mit rot-weißen Rosen bedruckten Stofftasche bewahrt sie ihre kleinen Helfer auf: Finalgon-Salbe, die ihre Haut zum Glühen bringt, Ammoniak-Kapseln für Notfälle und Panikattacken in der Öffentlichkeit, blaue Knete für die Unruhe, einen silbernen Metallball mit spitzen Stacheln, eingewickelt in einer grauen Socke, sowie eine Rolle Verband für die Wunden auf der Haut. Auch ein Gefühlsprotokoll, in dem Hanna ihre Gedanken und ihr Verhalten reflektiert, liegt in der Tasche. Darin kann sie die aktuelle Spannung und Stärke eines Gefühls festhalten. Liegt der Pegel über 70, gilt es die gelernten Stresstoleranzskills anzuwenden. Ebenso ihre gefühlsmäßige Verwundbarkeit kann sie dort einschätzen.

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Hanna kichert und gibt zu: „Das mache ich viel zu selten, ich vergesse es immer.“ In einem blauen Ordner hebt sie alle Unterlagen auf, die sie bei der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) in der Klinik bekommen hat. Von Juli bis Oktober, vier ganze Monate lang war Hanna Patientin in der Klinik für Psychotherapie und Psychiatrie in München. Dass es soweit gekommen ist, daran hat mitunter Hannas Exfreund Tarik Schuld. Es war ein heißer Sonntag, ihr Jahrestag, an dem alles begann. Den 30. Juni 2019 wird Hanna nie aus ihrem Gedächtnis löschen können. Damals noch 24 Jahre alt, radelte sie in ihrem Lieblingskleid, das blaue Kurze mit den Gänseblümchen drauf, zum vereinbarten Treffpunkt an der Wittelsbacher Brücke, zur Isar. Hannas blonde Haare klebten an ihrem Hals, ihr war warm, so warm, dass auch ihr Puls stieg und ihr Herz schneller schlug. Doch nicht wegen der Sonne oder dem Wetter. Es war alles wegen Tariks Worten, die wie Gift in Hannas Herz und Kopf wirkten. „Ich denke, dass es so keinen Sinn mehr macht“ – nicht mehr, nicht weniger, brauchte es aus Tariks Mund, und Hanna wurde taubstumm und blind zugleich. Ihr wurde schwummrig, die Panikattacke ruderte auf sie zu und überfiel sie wie eine Tsunamiwelle der Gefühle. Zuerst war da die Angst, erneut zurückgewiesen zu werden. ‚Das ist doch kein Grund sich zu trennen, oder?‘, dachte Hanna sich, doch brachte keinen Mucks mehr aus sich raus. Dann die Panik: Hanna hyperventiliert, schnappatmet, wird rot am ganzen Körper, ihr Herz rast wieder, ihr wird heiß, Puls und Blutdruck sind viel zu hoch. Sie presst ihre spitzen Fingernägel in ihrem linken Unterarm, um den inneren Druck auszugleichen. Ihre blauen Augen füllen sich mit Tränen, die bald über ihr Gesicht huschen und sich auf dem Kleid verteilen. „Er hat das so beiläufig gesagt, als wäre es ein ganz normales Gespräch und wollte dann gehen, einfach abhauen, doch ich hab ihn nicht gehen lassen“, erinnert sie sich. „Drei, vier Stunden saßen wir da, einfach so.“

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Hanna wollte an diesem Tag nicht mehr leben. Irgendwann fand sie ihre Stimme wieder und schrie. So laut, dass die Menschen auf der Straße sich nach ihr umblickten und fragten, ob alles in Ordnung sei. Tarik rief schließlich Nina, Hannas Schwester, an und übergab seine ehemalige Freundin wie ein Päckchen an sie. Ein Päckchen voller Elend, Kummer und Wunden. „In dem Moment habe ich mich gefühlt, als hinge ich an einem Abgrund, an denen ich mich nur noch mit beiden Händen festhalten konnte. Doch dann kommt Tarik und tritt auf meine Hände“, erzählt Hanna, ihre blauen Augen auf die weiße Wand ihres teuren Münchner WG-Zimmers gerichtet. Ich bin erstaunt, wie reflektiert sie bereits jetzt über diesen Tag sprechen kann, mir würde das deutlich schwerer fallen.

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„Haaaatschie!“, schnieft Hanna: „Boah, ich hasse diesen Schnupfen, regt mich das auf.“ Sie zerknüllt ihr knittriges Taschentuch und wirft es treffsicher in die andere Ecke ihres Zimmers in den Plastikpapierkorb. In Hannas zwölf Quadratmeter passt gerade so alles hinein, was sie zum Leben braucht, und zwar alles in weiß: Ihr ausziehbares Bett, ein großer Schrank, eine Kommode, ein Schreibtisch, Spiegel, Kleiderhaken, ein Nachttisch und ein Teppich. Die Möbel kenne ich alle aus dem IKEA-Katalog, manche davon besitze ich selbst auch. Doch Hanna ist kein Standard-IKEA-Mädchen, auch wenn es von außen so aussehen mag. Hanna ist anders, außergewöhnlich, irgendwie seltsam und doch liebenswert. Die Bilder und Fotografien über ihrem Bett verraten so viel mehr über sie. Wissen, welches die Möbel nicht liefern können. Dass sie eine Primaballerina im Geige-Spielen ist etwa. Oder dass sie ein 200-Mann-großes Orchester leitet. Dass sie beinahe Biologin geworden wäre, wenn dieser widerliche Professor sie nicht versucht hätte, zu vergewaltigen. Danach verließ Hanna ihre alte Stadt und zog nach München. Neuanfang. Sonderschulpädagogik sollte es nun werden. Doch auch hier schmiss sie nach fünf vollen Semestern das Tuch. „Am liebsten würde ich jetzt in die Pflege gehen und anderen psychisch kranken Menschen helfen, so wie mir geholfen wurde“, träumt Hanna vor sich hin, während sie die nächste Nacho zwischen ihre schmalen Lippen schiebt. Sie kichert wieder, ihre Kulleraugen leuchten. Und mein Herz wird warm, wenn ich sie so sehe. Denn für diesen winzigen Moment scheint alles perfekt und in Ordnung zu sein. Diese kleinen Momente gehören uns. Keiner Uni, keinem Exfreund, keiner Zukunft. Nur uns.

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Zu viel Sonne in der Neustadt?

Citrin Solar baut eine nahezu energieautarke Siedlung am Rande Moosburgs. Gute PR, sowohl für das Unternehmen als auch die Stadt selbst, die sich gerne als klimafreundliche Kommune darstellt. Doch nicht alle erfreuen sich an dem sehr verdichteten Neubauprojekt.

475.000 Euro für knappe 90 Quadratmeter, ein stolzer Preis für drei Zimmer in der Neustadt. Doch die Verkäufer haben gute Argumente für ihre 34 neuen Wohnungseinheiten: Sie sollen sich – zumindest, was die Energieversorgung angeht – fast komplett selbst versorgen. Deshalb überrascht es auch nicht, dass ein Großteil der Häuser bereits vor Baubeginn vergeben war. Immerhin: Die Drei-Zimmer-Wohnung ist noch zu haben.

Citrin Solar ist kein Noname im Landkreis Freising. Seit 2002 produziert das Unternehmen Solaranlagen in Moosburg. Umso mehr erfreut es die Stadt wohl, dass die heimische Firma auf ihrem 1,2 Hektar großen Grundstück neben der CS-Zentrale nun Wohnraum für 34 Parteien schafft. Die Fläche, auf der unter anderem ein städtischer Kindergarten sowie ein Spielplatz gebaut werden sollen, entspricht etwas mehr als der Rasenfläche der Allianz Arena. Wohnen werden dort sowohl Familien als auch kinderlose Paare und Singles. Mit dem modernen Neubauprojekt stampft Citrin Solar eine komplette Siedlung für sich aus dem Boden – das nachhaltige Wohnquartier in Moosburg, wie es im Werbeprospekt betitelt wird. Energieautark sind die Häuser durch Photovoltaikanlagen mit Akkuspeicher sowie einem Nahwärmenetz mit Solarthermie und Biomasse. Zudem wird es ein quartierseigenes Carsharing E-Auto inklusive E-Schnellladestation geben. Als Zuckerl oben drauf gibt’s Glasfasernetz.

Klingt soweit alles nachhaltig, zukunftsorientiert und vorbildlich – wären da nicht die kritischen Stimmen zum Sonnenquartier. Alfred Wagner, der für die Grünen im Stadtrat sitzt, befürchtet eine Belastung für die Verkehrsanbindung in der ohnehin schon dicht bebauten Neustadt: „Die Sonnenhaussiedlung wird dies natürlich verstärken.“ Hinzu kämen die vielen Neubauten in der benachbarten Sudetenlandstraße.

Hanns Koller, ehemaliger Geschäftsführer bei Citrin Solar, betreut das Projekt seit knapp fünf Jahren. Er findet versöhnliche Worte für die Zusammenarbeit Moosburgs Verwaltung: „Die Kooperation hat stets gut funktioniert. Aber schmücken tut sich die Stadt schon gern mit unserem Leuchtturmprojekt“, so Koller – gleich wenn es von privater Hand gestemmt werde. Ein Vorteil im Konzept der Sonnenhäuser: Citrin Solar ist nicht nur Bauherr, sondern auch Hersteller. Die Energieversorgung der Wohnhäuser kann so gut im Auge behalten werden.

Defizite in der Rohstoffkette zeigt der beauftragte Architekt Rudolf Heinz auf: „Mit dem Bauen beginnt die Produktionskette, und damit auch die Frage nach den Rohstoffen.“ Diese würden fast ausschließlich aus der Region angeliefert. So produziert das Bucher Unternehmen Leipfinger Bader die Ziegelsteine für die Sonnenhäuser.

Großer Wert wurde zudem auf Nachhaltigkeit gelegt. So sollen alle Produkte nach dem Abbau der Häuser in ferner Zukunft recyclebar sein. „Nachhaltiges Bauen klingt nett, doch was steckt dahinter?“, meint Heinz hierzu. Was er sagen will: Je weiter der Weg, den die Rohstoffe zurücklegen müssen, desto schlechter wird die Klimabilanz. Doch selbst bei Leipfinger Bader wisse er nicht, woher der Hersteller seine Rohstoffe für die Ziegel bekomme. Die Kette sei nicht transparent. Hierfür wären Zertifikate nötig, die es so momentan noch nicht gibt, meint Heinz. Schwer sei es außerdem, beim Bauen einzusparen: Die Preise würden stetig steigen, was die Freiheit beim Bauen erschwere. Deshalb müsse man sich mit Kompromissen abfinden: „Die Fläche, die einem zur Verfügung steht, muss man bewusst und intelligent ausnutzen“, so Heinz.

Moosburgs Stadtplanung und Bauen hätten sich durch den Klimawandel bisher nicht wesentlich verändert, meint Bauamtsleiter Herbert Held: „Nur in unserem Neubaugebiet Amperauen hat der Stadtrat beschlossen, auf fossile Brennstoffe komplett zu verzichten.“ Haushaltsmittel wurden laut Held bislang nicht für klimafreundliches Bauen verwendet.

Melanie Falkenstein nennt den bayerischen Verwaltungsapparat als eine der größten Hürden beim Thema Energiewende. Als Beispiel nennt Moosburgs Klimaschutzmanagerin die durch den Landtag verabschiedete Windkraftverordnung, die es Kommunen nahezu unmöglich macht, Windräder zu bauen. Zudem fehle es an Personal in der Verwaltung und an Veränderung generell.

Die Moosburger Solarfreunde, die stets eng mit Citrin Solar zusammenarbeiten, befürworten das moderne Bauprojekt. Deutlichen Nachholbedarf sieht stellvertretender Vorsitzender Andreas Mayerthaler jedoch im Engagement der Stadt hinsichtlich der Energiewende: „Moosburg hat mit manchen Aktionen wie dem Bauen von PV-Anlagen zu lange gewartet, beispielsweise bei der neuen Obdachlosenunterkunft.“

Zum Klimaimage Moosburgs meint Koller: „Beschlüsse sind nun dringend nötig, wenn die Stadt wie beschlossen bis 2035 komplett CO2-neutral sein möchte. Wer A sagt, muss auch B sagen.“ Die Nachfrage an den Sonnenhäusern jedenfalls sei hoch.

Laura Schindler

Hier geht’s zum Original-Artikel in der SZ Freising.

Auf Worte müssen Taten folgen

Vom Projekt CS-Sonnenhäuser profitieren wiederum nur Wohlhabende

Das Bauprojekt CS-Sonnenhäuser der Firma Citrin Solar wirft durchaus ein gutes Licht auf Moosburg, die Neustadt soll glänzen. Die Kommune, die sich gerne als „Solarstadt“ geriert, prahlt, Citrin Solar zahlt – und kassiert. Leisten können sich die exklusive Schönwetterlage allerdings wieder nur wohlhabende Familien und Haushalte. Ein faires Projekt für alle sieht anders aus. Weder wurde auf bezahlbaren Wohnraum geachtet, noch auf den sich zuspitzenden Verkehr in der Neustadt.

Mit gutem Beispiel geht Citrin Solar dennoch voran und beweist: Nachhaltiges Bauen sowie modernes Wohnen in der Stadt sind möglich. Die Kommune selbst muss – abgesehen vom Kindergarten – dafür nicht groß Hand anlegen, sondern fährt die Lorbeeren ein.

Doch es wäre längst an der Zeit, dass auch die Stadt selbst aktiv wird: zum Beispiel mit Fotovoltaikanlagen für die Obdachlosenunterkunft sowie Geld für klimafreundliches Bauen im Haushalt. Es ist höchste Zeit, auf die Worte Taten folgen zu lassen.

Hier geht’s zum Original-Kommentar in der SZ Freising.

 

Kurzes Video zu den Sonnenhäusern von Citrin Solar in Moosburg.

Zieh in eine WG haben sie gesagt.

Wie es ist allein zu leben VS. in einer WG zu wohnen

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Endlich! Eigene Wohnung, eigenes Heim, eigene vier Wände. Ich habe es geschafft. Ihr hättet mein Gesicht mal sehen sollen, als ich endlich mein eigenes, neues Geschirr in die Schränke einräumen durfte und meine neuen Töpfe zum Ersten Mal ausprobieren durfte. Dieses Gefühl! Letzte Woche sind dann auch endlich noch meine Möbel gekommen – ein Traum. Ja, es duftet alles so schön neu… Endlich nach Hause kommen und alles für mich haben dürfen, fünf Tage nicht abspülen müssen und die einzige Person, mit der ich es ausmachen muss, bin ich! Das fühlt sich so verdammt gut und befriedigend an. Ich kann unter Menschen gehen, wenn mir danach ist, und allein zuhause für mich bleiben, wenn mir nicht danach ist. Und ich bin so dankbar dafür. Ich habe auch bereits die andere Seite kennen gelernt und kurze Zeit in einer WG gelebt. Das hat auch seine Vorteile, keine Frage! Doch momentan, muss ich zugeben, bin ich ein Fan des Alleine-Wohnens. Allein schon, weil ich jetzt, mit 23 Jahren, endlich einmal Abstand von zuhause und meinen Eltern gewinnen kann. Irgendwann fällt einem dann zuhause doch mal die Decke auf den Kopf.

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In einer WG habe ich mit drei weiteren Personen gelebt. Wir hatten ein ganzes Haus für uns: Mit Treppe nach oben zu den ersten beiden großen Zimmern, viel Licht, einer Küche mit Ofen und großem, neuen Kühlschrank, einem Badezimmer mit Wanne und Waschmaschine sowie einem Balkon. Oben gab es zusätzlich einen Wintergarten, eine weitere Toilette sowie die zwei weiteren Zimmer, ebenfalls groß und hell. In der WG haben wir Mädels oft zusammen am Abend gekocht, geratscht und Tee bis in die späten Stunden getrunken, das war sehr schön. Immer wenn ich von der Uni nach Hause gekommen bin, war jemand da, mit dem man sich unterhalten konnte, ein dankbarer Zuhörer, bei dem man sich seine Sorgen und Ängste von der Seele reden konnte. Wir hatten einen Putzplan, an dem ich mich so semi-gut gehalten habe und eine gute Atmosphäre in der WG. Meine Mitbewohner waren für mich da, wenn ich sie gebraucht habe und ich habe mein Bestes versucht, es umgekehrt für sie zu sein. Wir haben manchmal sogar zusammen eingekauft, sind gemeinsam zur Uni gegangen und und und … wir waren schon ein gutes Team! Leider war meine WG nur zur Zwischenmiete, deswegen musste ich mich zum zweiten Semester nach einer neuen Wohnung umsehen. Das ging sogar recht schnell, ich bin dann in eine Ein-Zimmer-Wohnung ins Studentenwohnheim in der Nähe des Bahnhofs gezogen und fühle mich sehr wohl dort. Ein paar Nachbarn habe ich bereits kennengelernt, aus denen jetzt schon gute Freunde geworden sind. Ansonsten ist die Studentenanlage recht anonym. Zudem habe ich im Studentenwohnheim eigentlich eine riesige WG für mich: Wenn ich Menschen treffen möchte, klopfe ich einfach an der Tür meines Nachbarn und frage, ob wir zusammen eine rauchen. Sofort sind wir vertieft in einem anregenden Gespräch. Oder ich setze mich wie so oft vor meine eigene Haustür und rauche ein paar Zigaretten, höre Musik und ständig laufen Nachbarn vorbei, wobei sich auch viele nette Smalltalks ergeben. Es ist so einfach!

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Also abschließendes Fazit: WG wie eigene Wohnung hat seine Vorteile, es kommt ganz darauf an, welcher Typ man ist. Lieber für sich und zurückgezogen oder gerne unter Menschen? Sauber und penibel oder so, dass man auch mal ein Auge zudrücken kann? Das müsst ihr für euch entscheiden.

5 Tipps für den Einzug ins neue Heim:

  1. Zieht nie allein um! Auch wenn ihr denkt, ihr schafft das schon mit den IKEA Möbeln, einfach nein. Es geht nicht allein. Schnappt euch eure Nachbarn, Freunde und Familie und dann los!
  2. Behaltet immer die Anleitung sowie die Schrauben im Auge, das ist seeeeeehr wichtig!
  3. Gläser und Geschirr behutsam transportieren, am besten in Stoff oder Papier einwickeln.
  4. Baut in Etappen auf und teilt euch eure Kräfte gut ein, lieber Pausen machen dazwischen.
  5. Gönnt euch, wenn alles vollbracht ist, ein gutes, altes Feierabendbier, das habt ihr euch jetzt wirklich verdient!

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Vorzüge des Alleine-Wohnens:

  • Man hat seine Ruhe und ist für sich
  • Man kann abspülen und putzen, wann man will
  • Man kann unter Leute, wann man will
  • Man kann Musik machen, wann man will
  • Man kann Leute einladen, wann man will

Gründe für das WG-Leben:

  • Man ist nie allein
  • Man hat meistens jemanden zum Reden
  • Man muss nicht alles allein putzen
  • Man kann zusammen kochen und einkaufen
  • Man lernt schnell neue Leute kennen

Contras des Alleine-Wohnens:

  • Man ist oft allein
  • Man muss alles allein putzen
  • Man muss selbst kochen und einkaufen
  • Man vereinsamt und isoliert sich schnell
  • Man findet nicht so schnell Freunde

Negative Aspekte des WG-Lebens:

  • Man muss sich an einen Putzplan halten
  • Man muss den Dreck oder die Sauberkeit der anderen aushalten
  • Man muss eventuell warten, um ins Badezimmer gehen zu können
  • Man wird oft von anderen gestört und aufgehalten
  • Man hat seltener seine Ruhe

 

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Zu welchen Menschen werden wir?

Ich kann nicht mehr. Ich bin am Ende meiner Nerven, meiner Geduld, meiner Kräfte. Wann hört dieser Spuk endlich auf? Das frägt sich momentan wohl jeder. Es gibt keine Branche, die nicht unter der Coronapandemie leidet. Selbst Verlage stellen nun auf Kurzarbeit um, die Anzeigen bleiben aus, auch wir Journalisten sind von unserem Wirtschaftssystem abhängig. Ganz Deutschland ist krank und leidet, die Gesellschaft erholt sich jedoch und kann endlich durchatmen. Doch die ersten kommen durch die gewonnene Zeit bereits auf dumme Gedanken. Ich habe das Gefühl, gerade jetzt (erst recht) trauen sich einige Netztrolle aus ihrem dunklen Loch, raus auf die Straße. Beim letzten Einkauf im Discounter wirft mir ein 50-Jähriger die wildesten Verschwörungstheorien um den Kopf. Frage ich ihn nach Quellen, verweist er auf die „richtigen“ Seiten im Internet, mehr sagt er nicht. Corona gebe es überhaupt nicht.

Gestern beleidigt mich eine 60-Jährige am Marktplatz als blöde Kuh, weil ich etwas Musik mit einem guten Freund gehört habe, wir saßen ganz friedlich mit Abstand auf einer Bank und aßen unser erstes Eis in dieser Saison. Als ich die Frau auf Ihre Beleidigung hinwies und mich versuchte zu erklären, kam sie mir sehr nahe, bis auf einen halben Meter und donnerte mir ganz klar und deutlich ins Gesicht: „Ich stech dich gleich ab!“ – daraufhin verständigte ich die Polizei, die 35 Minuten später eintraf, als die Frau längst verschwunden war. Meine Nachbarn alarmierten in den letzten Wochen mehrmals die Polizei, da die Musik in meiner Wohnung unerträglich laut sei. Meine Vermieterin drohte mir zudem mit der Kündigung. Meine andere direkte Nachbarin leidet seit Ende Januar extrem unter ihrer paranoiden Schizophrenie, schreit wie Gollum nachts in ihrer Wohnung, klaut unsere Post, spaziert halb nackt durch Eichstätt und erzählt einem die wildesten Storys vom Pferd, falls man sich darauf einlässt. Vergangene Woche waren nach über 50 Tagen des polizeibekannten Falls Amtsarzt sowie ärztlicher Bereitschaftsdienst da, um sich ein Bild zu machen. Doch weder Polizei, 112, Ordnungsamt, 19222, Psychiatrischer Krisendienst, 116117 noch das Gesundheitsamt können anscheinend etwas unternehmen, solange keine Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt. Also heißt es: Abwarten, wie bei allem anderen.

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Quelle: Unsplash

Lonesome Cowboys – 3 Tipps gegen den Corona-Blues

Das Wohnzimmer: die weite Steppe. Ganz schön einsam hier. Komm, wir streicheln die Seele.

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Dass der Bäcker-Besuch zum Highlight wird und der reine Gedanke an ein Eis in der Frühlingssonne Fernweh auslöst, hätten wir vor Corona wohl keinem geglaubt. Shit happens – jetzt müssen wir damit umgehen. Gerade für Menschen mit psychischen Erkrankungen eine echte Herausforderung.

Wenn deine Seele kuscheln will, dann streichel sie mit diesen Tipps:

Socia Media Detox

Eine wahre Challange, aber wichtig, um auch mal abschalten zu können: Social Media Pausen. Eine Stunde am Abend, in der ihr bewusst das Handy weglegt. Lesen, Tagebuch schreiben, Kirtzeln, das Zimmer umstellen, einen Podcast hören – was du machst, ist egal – Hauptsache, du machst es ohne dein Smartphone. Damit das auch wirklich klappt, stelle es auf den Flugmodus und leg es in eine Schublade. Wenn du dich selbst challengen willst, kannst du deine Handy freie Dosis täglich erhöhen – wie lange hälst du es aus?

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Sprich mit deinen Liebsten

Klar, eine echte Umarmung ist schöner als ein verpixeltes Winken. Aber in Zeiten von Social Distancing sind Skype, Houseparty und Telefonate wahre Retter. Nach Gesprächen mit deinen Liebsten dürftest du feststellen: Wir sind zusammen allein. Ist kacke. Aber da draußen verpasst man rein garnichts. Und Distanz schafft manchmal Nähe. Vielleicht hast du lange Zeit Treffen vor dir hergeschoben – und beobachtest jetzt, dass du mit diesen Menschen tiefe Gespräche am Telefon führst. Sich treffen war in dem Sinn noch nie so einfach.

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Corona geht vorbei – mache Pläne für die Zeit danach.

Es gibt ein Leben nach Social Distancing und Ausgangssperren. Irgendwann gehen die Schule, Uni oder Arbeit ja wieder normal weiter und dann willst du vorbereitet sein. Oder die Krise gibt dir Aufwind für ein neues Abenteuer? Was auch immer: Schmiede Pläne, die dich glücklich machen. Das geht auch von zuhause. Alles auf Anfang – nach Corona weißt du viele Dinge noch mehr zu schätzen – wie ein einfaches Eis in der Frühjahrssonne.

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Einen sehr ermutigenden Text über die Zeit nach Corona liest du hier.

Alle Bilder: Unsplash. Text: Laura Schindler für Zeitjung.de

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Instagram vs. Reality

Wie soziale Netzwerke und ihr verzerrtes Weltbild zum Klimawandel beitragen (Archivtext von Juni 2018 überarbeitet)

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Alleine über den Wolken? No way. 100 andere Backpacker waren mit mir auf dem Adams Peak.

Ich weiß nicht, wie ich mit diesem Artikel beginnen soll. Es sind Gedanken, die mich seit längerem beschäftigen und immer wieder erkenne ich meine eigene Rolle in dem Ganzen und wie ich selbst Teil des Problems bin. Ich weiß nicht einmal, wie ich das Thema benennen soll. Ist es unsere Gesellschaft, unsere Generation? Der Fortschritt oder die Technologie? Ist es unsere Ungeduld, unser Hunger nach mehr. Ich versuche euch zu erklären, was ich meine. Ich war 2017-2018 knapp zehn Monate auf “Weltreise” (ich hasse dieses Wort, weil es in meinem Kopf ein reiches Kind suggeriert, das nach seinem Abitur Geld und ein Around-The-World-Ticket von den Eltern geschenkt bekommen hat und nun unbekümmert Selfies von überall postet, aber dazu später mehr.)

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In Indien (meine zweite Heimat) hat unsere Weltreise begonnen. Bucket List: Das Taj Mahal.

Wir sind Mitte September mit einem One-Way-Ticket nach Indien geflogen. Nein, nicht um in ein Ashram zu gehen und nach dem Sinn des Lebens zu suchen. Ich habe mich bereits im Vorfeld unserer Reise schlecht dabei gefühlt, dafür so viel fliegen zu müssen. Dazu muss man sagen, dass ich aus einer sehr lebendigen Familie komme, in der viel diskutiert wird und jeder starke Standpunkte vertritt. Mein Bruder und meine Schwester steigen nicht mehr in ein Flugzeug, um die Umwelt zu schützen. Mein Vater lebt vegan und predigt Thesen über den Klimawandel. Ich vertrete dieselben Standpunkte wie meine Geschwister, versuche so gut es geht auf Fleisch zu verzichten und mich umweltbewusst zu ernähren und verhalten. Dennoch will ich mir nicht die Freiheit nehmen lassen, unsere Welt zu entdecken und bereisen. Ich weiß, das ist ein Widerspruch. Und mit meinem Verhalten trage ich nicht gerade zu einer Besserung des Problems bei, im Gegenteil. Ich beschleunige es. Ich poste schöne Urlaubsbilder auf Instagram, die meinen Freunden und Followern suggerieren, was für ein tolles Jetset-Life ich doch führe und wie schön es an all diesen Orten ist. Der ein oder andere möchte sich dann vielleicht auch das Recht herausnehmen, dasselbe erleben zu dürfen und bucht sein Flugticket. Klick.

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Die berühmte Bodnath Stupa im Herzen von Kathmandu, Nepal. (alle Fotos: Laura Schindler)

Darauf möchte ich eigentlich hinaus. Die Welt und wie wir sie wahrnehmen. Denn was meine Freunde auf Instagram sehen, sind die schönen Bilder am Pool, vor dem Taj Mahal, am Gipfel eines Berges oder auf einer einsamen, paradiesischen Insel. Was sie jedoch nicht sehen, sind die höllischen Fahrten in einem schwülen Bus, eingequetscht mit anderen, schwitzenden Reisenden, die wartende Schlange am „Instagram-Fotopunkt“, den anstrengenden Weg bis zum Gipfel oder das Schleppen des schweren Rucksacks quer durch die Stadt bis zur Unterkunft bei 40 Grad plus.

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Pflichtbild am Strand von Gili Trawangan (Indonesien) – die Herzen sind ein Tourimagnet.

Die Bilder vermitteln aber noch viel mehr. Sie sagen: Schau her, was ich mir leisten kann, was ich aus meinem Leben mache. Guck dir an, wie toll das ist. Was ich habe und du nicht. Du stehst links und ich rechts. Und irgendwo ist es ja genau das, was wir unterbewusst (unbewusst) wollen. Wir wollen wahrgenommen, geschätzt, respektiert, akzeptiert, bewundert und geliebt werden. Das liegt in der menschlichen Natur. Ist es also verwerflich, diese Bilder auf Instagram zu posten? Ich weiß es nicht. Ich möchte einerseits, dass meine Freunde sehen, wo ich bin und andererseits möchte ich unsere Umwelt schützen. Das passt nicht zusammen. Wenn ich radikal wäre, dann müsste es heißen: ganz oder gar nicht. Entweder kein Instagram oder keinen auf Umweltschützer machen. ‚Aber geht nicht auch beides?‘, würde jetzt mein verzweifeltes Ego sagen.
Eine richtige Zwickmühle. Momentan poste ich jedenfalls noch fleißig auf Instagram und jedes Bild ist ein Stich in die Magengrube für mein gespaltenes Ich. Denn bei jedem Mal schießen mir auch diese Gedanken in den Kopf: Vor drei Jahren war an diesem Ort noch nichts los und es lag vermutlich längst nicht so viel Plastikmüll herum wie jetzt.

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Nach mir die Sintflut: Ich weiß, dass ich Teil des Problems war und wohl immer noch bin.

Und: Auch ich bin hauptsächlich durch Instagram an diesen Ort navigiert worden.
Ich mache das Ganze mit meinem Verhalten kein Stück besser und trage eher dazu bei, dass es in Zukunft noch schlimmer werden wird. Nach dem Motto: „Nach mir die Sintflut! Scheiß drauf, ich hab’s ja schon gesehen.“ Dieser Gedanke widert mich an. Touristen widern mich an. Asiaten, die jeden Preis für das eine perfekte Foto zahlen und in Scharen in Touribussen alle Instagram-Punkte abklappern. Und doch muss ich mir eingestehen: Du bist auch hier und du bist Teil des Problems. Was mich an dem Ganzen am meisten schockiert, ist das Tempo des Tourismus sowie die Gleichgültigkeit der Touristen, aber auch der Einheimischen. Mittlerweile geht alles so unglaublich schnell und unkompliziert. Das Flugticket hat man innerhalb weniger Minuten am Handy gekauft, wofür man früher wohl zwei Stunden im Reisebüro gesessen wäre. Das Essen wird ebenso per App ins Airbnb bestellt. Dasselbe mit Sightseeing und Transport. Wollen wir etwas wissen, googeln wir es. Innerhalb von Sekunden bekommen wir die gewünschte Antwort. Das Gehirn kennt den Reiz, richtig zu grübeln und überlegen, um ans Ziel zu kommen, schon gar nicht mehr. Wollen wir uns über einen Ort informieren, suchen wir nach dem Hashtag auf Instagram. Wie „leicht“ uns das Leben mittlerweile gemacht wird. Wir werden immer ungeduldiger und schon fast nervös, wenn wir mal kein WLAN oder Netz haben. Wir haben verlernt zu warten, uns miteinander zu unterhalten, ohne aufs Handy zu sehen.

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Die Touristenschlange für das perfekte Instabildchen vor dem Pura Lempuyang Tempel auf Bali.

Zurück zum Tourismus. All diese technischen Fortschritte, die uns das Leben heutzutage so sehr erleichtern, führen dazu, dass das Reisen an sich schneller und einfacher wird. Die logische Konsequenz ist, dass immer mehr Menschen reisen wollen. Da Fliegen und Reisen immer günstiger wird und auch viele Menschen mehr Geld für ihre Freizeit zur Verfügung haben, wächst der Tourismus stetig an. Besonders stark ist mir dies in Neuseeland und auf Bali (Indonesien) bewusst geworden. Viele Chinesen aus dem Mittelstand und auch Neureiche entdecken momentan die Welt für sich. Sie haben nicht viel Zeit, um Urlaub zu machen und sind bereit, ungeheure Preise zu zahlen. Unter anderem ein Grund, warum Aktivitäten und Ausflüge in Neuseeland teilweise unbezahlbar für „normale“ Touristen aus Europa geworden sind.

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Der Kelingking Beach auf Nusa Penida (Indonesien) von oben, und ohne Touristenmassen.

Warum nur wollen wir das? Reisen, anderen zeigen, wo wir sind? Manchmal scheint es so, als wolle man die Welt für sich, wenn auch nur für bestimmte Zeit, an sich reißen. Wenn ich ans Reisen denke, dann kommen mir diese Gedanken in den Kopf: „Vielleicht ist in 20 Jahren schon alles kaputt, gerodet, vermüllt. Ich möchte die Welt jetzt noch sehen, bevor sie zu Grunde geht. Ich will auch sehen können, was meine Freundin, Schwester, Tante gesehen hat. Man lebt nur einmal. Jetzt hast du die Chance dazu, das zu tun, ergreife sie! Es gibt so viel zu entdecken auf der Welt.“ – Wie selbstsüchtig und egoistisch, ich weiß. Und trotzdem einfach die bittere Wahrheit. Und dabei bin ich sicher nicht die Einzige, die so denkt.

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Früh aufstehen lohnt sich: Hier am Milford Sound auf der Südinsel Neuseelands.

Reisen ist ein Luxus, den man sich gönnen möchte. Es ist eine Art materieller Wert, der immer bleibt, der einem nicht mehr genommen werden kann. Es ist, als würde man sich Erinnerungen kaufen. Ich muss dabei an Instagram-Sprüche wie „Travel as much as you can“, „Travel is the only thing you can buy that makes you richer” oder “The world is a book and those who do not travel, only read a page of it” denken, bei denen sich mir der Magen verdreht.

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Sonnenuntergänge in den Backwaters von Kerala, im Süden Indiens (Vembanad Lake Alleppey).

Was mich neben der Schnelligkeit am meisten schockiert, sind die Massen an Touristen und der Müll, der produziert wird. Frühere Paradies-Inseln wie Ibiza, Mallorca oder Gili Trawangan in Indonesien haben sich innerhalb weniger Jahre zu vermüllten Partyinseln entwickelt. Es hat mich angewidert, die hauptsächlich männlichen, schmierigen Partytouristen auf den Gili-Inseln zu beobachten. Es sah aus, als würden sie mit dem Anspruch anreisen, sich hier alles nehmen zu können, was sie wollen. Egal ob Alkohol, Sex oder Frauen. Alles gehört ihnen und nichts ist ihnen peinlich. Zwei Wochen voll einen drauf machen und dann weg. Dieser Anspruch, sich mit Geld alles erkaufen und erlauben zu dürfen, macht dabei einiges kaputt. Da die Lebensunterhaltskosten in fast allen Ländern in Südostasien (noch) extrem günstig sind, ist es in den letzten Jahren zu einem beliebten Pilgerziel für sogenannte Backpacker (Rucksacktouristen) aus Europa und westlich geprägten Ländern geworden, die nach dem Abitur oder Studium noch einmal etwas „erleben“ wollen, bevor der Ernst des Lebens beginnt.

Die schönen Maori Rock Carvings am Lake Taupo auf der Nordinsel Neuseelands.

Wenn ich meinen ehemaligen Schulfreunden von meinem Austauschjahr in Indien, Begriffe wie „gap year“ und „work and travel“ versuche zu erklären, verstehen sie nicht, was ich meine und sehen mich ratlos an. Für 99,9 Prozent meiner Freunde dort würde so etwas nie in Frage kommen. Nicht unbedingt wegen dem Kostenpunkt, sondern weil die Prinzipien ihrer Gesellschaft es nicht zulassen würden, sich einfach mal so ein Jahr auf die faule Haut zu legen. Schule, College, Arbeit, Heirat, Kinder kriegen und großziehen – so sieht deren Lebensplanung aus. Kein Platz, keine Zeit für Persönlichkeitsentwicklung und „Horizont erweitern“. Ich fühle mich schlecht bei dem Gedanken, dass ich mir so etwas leisten kann und sie nicht. Und gleichzeitig genieße ich die Zeit und bin stolz auf mich, dass ich es durchziehe und so fleißig dafür gespart habe. Man stirbt ja eh viel zu früh.

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Schaukeln über den Reisterassen in Tegalalang. Na, wer von euch war auch schon hier? Ertappt.

Was mit der heutigen Schnelllebigkeit und dem Massentourismus einher geht sind schlechtere Bildungs- und Entwicklungschancen für Einheimische. Klar, den Ländern geht es durch den anwachsenden Tourismus auf den ersten Blick gut, die vielen Arbeitsplätze in der Gastronomie kurbeln die Wirtschaft an. Doch viele sehen in dem Tourismus auch das schnelle Geld, was oft dazu führt, das Kinder, die eigentlich zur Schule gehen sollten, an Sehenswürdigkeiten Postkarten und Schmuck verkaufen und gebildete Jugendliche kein Studium aufnehmen, sondern lieber als Barkeeper arbeiten, weil sie so gut Englisch sprechen.

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Na, wo ist dieses Bild entstanden? Richtig: Im (teuren) Land der Hobbits, Matamata Movie Set.

Ich weiß, mein Text kommt mal wieder wie eine Moralpredigt daher und man kann diese ohnehin nicht ernst nehmen, weil ich genau das gemacht habe, was ich hier gerade so kritisiere. Doch – kitschig wie es klingen mag – die letzten zehn Monate haben mir die Augen geöffnet. Könnte ich die Reise noch einmal machen und hätte ich mehr Zeit gehabt, wäre ich nur über Land und per Zug, Bus oder Anhalter gereist. Ich hätte darauf geachtet, ökologische Anbieter bei Touren zu unterstützen und ich würde keine günstige Dolphin oder Whale Watching Tour mit hundert anderen Booten auf dem Wasser mehr mitmachen. Ich würde darauf achten, wenig bis gar keinen Müll mehr zu produzieren und zu recyceln. Die Reise hat mich auch viel gelehrt, wie ich zuhause in Zukunft leben möchte. Ich will bewusster und achtsamer mit meiner Umwelt umgehen. Mit mir. Ich möchte darauf achten, nachhaltig und verpackungsfrei einzukaufen und zu leben. Faire Mode zu tragen. So viel wie möglich selbst machen und herstellen. Second Hand Kleidung und Möbel einkaufen (scheiß auf IKEA, das hat echt jeder!).

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Nächster Touristenmagnet: Die Nine Arch Bridge in Demodara bei Ella, im Herzen Sri Lankas.

Ich weiß, das mag vielleicht sehr hipster und nach „oh, sie kommt erleuchtet aus ihrem Auslandsjahr zurück“ klingen. Aber denkt mal drüber nach, was ihr in eurem Alltag umstellen könnt. Es gibt so viele kleine Dinge, die nicht viel Zeit und Umdenken in Anspruch nehmen, und die jeder Einzelne von uns machen kann. Nimm einen Korb mit zum Einkaufen, fahr mit dem Rad in die Uni oder Arbeit, häng deine Wäsche mit der Hand auf anstatt sie schnell in den Trockner zu stopfen, dusche fünf anstatt zehn Minuten oder iss einmal weniger pro Woche Fleisch, und es wäre schon so viel getan! Ich weiß, viele von euch denken sich „was kann ich als Einzelner schon ändern“ oder „es bringt der Welt auch nichts, wenn wir Europäer uns ändern, Amerikaner und Asiaten aber weiterhin die Umwelt vermüllen“.

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Sunrise am Adams Peak: Die warmen Sonnenstrahlen belohnen den Aufstieg im Dunklen.

Aber dem ist nicht unbedingt so! Überlegt mal, was wir Europäer für einen Einfluss auf die anderen haben. Zum einen kann man Vorbild sein und eine Message an andere übertragen. Zum anderen tragen wir mit unserem Verhalten dazu bei, wie es in diesen Ländern in Zukunft aussehen wird. Denn wenn wir weiterhin nach Malle und Co. pilgern, um unsere eine Woche 500 Euro-Pauschalurlaub im Jahr einzufordern, sind wir mitunter verantwortlich für die Umweltverschmutzung dort.

Wir können mit entscheiden und beeinflussen, welche Ware wir aus Asien oder Amerika kaufen und dorthin exportieren. Wir können durchsetzen, ob wir diesen zerstörerischen Massentourismus und die damit einhergehenden Folgen weiter unterstützen wollen oder nicht. Hört auf Entschuldigungen für euer bequemes Verhalten zu finden und fangt endlich an, zu handeln! Danke.

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Um den Menschenmassen zu entgehen, muss man Sonnenaufgangwanderungen in Kauf nehmen. Dieses Bild ist am Roys Peak in Wanaka (Neuseeland) entstanden, gegen 4 Uhr morgens.

 

Sleeping Cities: Mein Oaky hat Semesterferien …

Man sagt, Eichstätt bestünde nur aus Studenten und Dozenten, aus Rentnern und Professoren. Zwischendrin vielleicht ein paar Familien, aber mehr auch nicht. Das Leben im Herzen Eichstätts wird seit Jahren von wenigen Nischenläden, Cafés und Bäckereien aufrecht erhalten, daneben gibt es viele Restaurants, die fast immer voll besetzt sind. Recht viel mehr gibt es hier sonst nicht.

Für Studenten spannend sind die Theke, der Nachtwächter und wenn man wirklich eskalieren möchte, die Dorfdisco DASDA. „Eichstätt ist, was du draus machst“, sagen die Studenten, und so ist es. Die wahren Partys finden im Untergrund statt.

Und dennoch ist Eichstätt liebenswert. Insbesondere, wenn man Münchens lautem Verkehr und Stress entgehen möchte – kurzum, wenn man Zeit zum Runterfahren braucht. Insbesondere zu Corona-Zeiten bietet sich ein Aufenthalt in Eichstätt an (vorausgesetzt man wohnt in der Stadt), denn geändert hat sich hier nicht viel.

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Hier geht’s zum Original-Artikel der Fotoserie auf Zeitjung.de.

 

30 celebrities with bipolar disorder

You thought you’re alone? The only one with these crazy mood swings? No, let me calm you down. Today morning I woke up with this idea: I’ll go and google all celebrities I know and like who are affected with bipolar disorder. Here are my personal VIPs.

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1. Prinz Pi (Friedrich Kautz – german rapper).

2. Kurt Cobain (singer/songwriter for Nirvana).

3. Vincent Van Gogh (dutch painter).

4. Jimi Hendrix (american legend).

5. Dolores O’Riordan (lead singer of The Cranberries).

6. Kanye West (american rapper).

7. Ernest Hemingway (american author).

8. Yo Yo Honey Singh (indian multi talent).

9. Amy Winehouse (british heroine).

10. Winston Churchill (former british prime minister).

11. Sia Furler (australian singer/songwriter).

12. Charlie Sheen (american actor).

13. Britney Spears (american singer).

14. Robert Schumann (german musician).

15. Lily Allen (british singer).

16. Sting (singer, The Police).

17. Pete Wentz (Fall Out Boy).

18. Marilyn Monroe (american hollywood star).

19. Sinéad O’Connor (irish musician).

20. Russel Brand (british multi talent).

21. Frank Sinatra (american singer/entertainer).

22. Mel Gibson (american actor).

23. Edvard Munch (norwegian painter).

24. Demi Lovato (american singer).

25. Mariah Carey (american singer).

26. Carrie Fisher (american actrice).

27. Catherine Zeta-Jones (british actrice).

28. Chris Brown (american singer).

29. Ben Stiller (american actor).

30. Halsey (american singer).

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