Mit Moretti und Koch groß geworden: Die Schauspielerin Michelle von Treuberg im Interview

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Quelle: Kim-Lena Sahin

„Sei nicht wie Anika, sei wie Pippi – frech, wild und wunderbar“ – kennt ihr den Spruch? Ich mag Pippi und Astrid Lindgren sehr. Doch meine Lieblinge unter den Kinderfilmen meiner Generation sind die Wilden Hühner, basierend auf den Büchern von Cornelia Funke. Und dort war Sprotte die Pippi. Ich wollte immer sein wie Sprotte: Eine Bande anführen, Jungs hassen und dabei gut aussehen. Michelle von Treuberg hat all das erlebt: Sie hat Sprotte über Jahre hinweg verkörpert und ihr in den Filmen ein Gesicht geliehen. Noch heute wird sie den „Sprotte-Stempel“ nicht ganz los. Im Interview sprechen wir darüber, wie sie durch Zufall zur Schauspielerei kam, wie sie die Quarantänezeit bis jetzt gemeistert hat und wie es nach ihrem Studium in Passau nun für sie weiter gehen wird.

Hi Michelle, stell dich doch mal kurz vor…

Michelle von Treuberg: Hi, ich bin Michelle, 27 Jahre alt und komme aus der Nähe von München. Einige kennen mich vielleicht noch von früher als Sprotte von den Wilde Hühner Filmen.

Wie meisterst du die Quarantäne?

Michelle: Mir geht es je nach Tagesform ganz unterschiedlich. Ich versuche viel in Kontakt mit meiner Familie und meinen Freunden zu bleiben, aktiv zu bleiben und habe mir Dinge vorgenommen, die ich erledigen möchte. Aber es ist definitiv für alle eine ungewöhnliche, herausfordernde Zeit.

Kulturtipps und Lifehacks während Corona?

Michelle: Es gibt jetzt ein tolles Angebot vom Resi in München (Residenztheater München) – dort kann man einen Termin buchen und erhält dann einen Anruf von einem Ensemblemitglied, und es wird einem etwas vorgetragen. Cooles Format, oder? Das zweite ist ein Podcast der Deutschen Filmakademie, der heißt Close up. Das ist für alle interessant, die mehr Insights über das Filmgeschäft aus verschiedenen Perspektiven erhalten wollen…

Was hat dich im Leben am meisten geprägt?

Michelle: Ich glaube, das war mein erster Drehtag überhaupt – neben Sebastian Koch und Tobias Moretti, als ich elf Jahre alt war. Da war ich natürlich total aufgeregt. Eine Casting Direktorin, Rita Serra-Roll, hatte mich in meinem Reitstall angesprochen ob ich nicht Lust hätte, mal zu dem Casting für den Film „Speer und Er“ zukommen. Ich habe gar nicht groß darüber nachgedacht, bin hingegangen und habe überraschenderweise die Rolle tatsächlich bekommen. Über Rita bin ich dann auch zu den Wilden Hühnern gekommen und erst nachträglich in den Castingprozess eingestiegen. Es folgten einige Runden in verschiedenen Konstellationen bis wir alle final besetzt waren- es wurde zum Beispiel auch mit mir und Lucie Hollmann zwischen den Rollen Frida und Sprotte getauscht. Zusammengefasst würde ich sagen, dass sich meine Schauspielkarriere durch viel Glück, Zufall und vielleicht auch Schicksal ergeben hat.

… Und Talent! Dein höchstes Hoch, dein tiefstes Tief?

Michelle: Das ist schwer zu beantworten, ohne sehr persönlich zu werden. Ich denke mit das höchste Hoch waren schon die Erlebnisse bei den Dreharbeiten zu den Wilden Hühner Filmen. Drei Monate über die Sommerferien von 8 bis 20 Uhr durcharbeiten, nach der Arbeit noch den Text für den nächsten Tag lernen und dann wieder zurück in die Schule. Dazu die plötzliche Bekanntheit in der Schule und auf der Straße- damit hatten wir alle glaube ich nicht gerechnet. Viele schreiben mir ja heute noch zu den Filmen, es ist für mich schön zu sehen, dass doch einige einen Teil ihrer Kindheit oder Jugend damit verbinden. Das tiefste Tief war für mich der Verlust meiner Mama, da war ich gerade erst 14 Jahre alt.

Warum Passau, warum Studium?

Michelle: Nach dem Abitur habe ich mir einen lang ersehnten Wunsch erfüllt, ich habe mit einer Freundin eine Weltreise gemacht. Das konnte ich mir glücklicherweise durch die Arbeit am Filmset leisten und ein bisschen Zeit nutzen, bevor ich mich für das Studium entschieden habe. Mein großer Bruder hat mich dann dazu inspiriert nach Passau zu gehen – er hatte dort auch studiert und ich habe ihn oft besucht. Letztendlich habe ich mich für den Studiengang „European Studies“ entschieden wegen der Internationalität. Ich spreche gerne verschiedene Sprachen und bin auch zweisprachig aufgewachsen (mein Papa ist Engländer).

Wie geht es jetzt weiter mit der Schauspielerin in dir?

Michelle: Nach meinem Bachelor 2015 habe ich erst einmal begonnen im HR-Bereich zu arbeiten, auch um mir ein sicheres zweites Standbein aufzubauen. In all der Zeit habe ich aber schon gemerkt, dass mir die Schauspielerei sehr fehlt und beschlossen, dass ich neben einem klassischen Bürojob wieder spielen möchte. Ich bin der Typ Mensch, der lieber auf Nummer sicher geht. Und das wurde mir auch schon bei meinem ersten Film ans Herz gelegt.

Deine persönlichen Wünsche für die Welt?

Michelle: Mein langfristiger Wunsch ist es, nur noch als Schauspielerin zu arbeiten. Ich bin aber ganz realistisch und wünsche mir für Erste einfach, dass ich wieder mehr Projekte machen kann. Gerne würde ich noch einmal historisch drehen, ein paar Jahrhunderte zurück in der Geschichte. Ich liebe es, durch ein Filmprojekt über das Zeitgeschehen zu lernen oder wenn mich ein Film zum Nachrecherchieren anregt. Für mein persönliches Umfeld wünsche ich mir, dass es besonders meiner Familie und meinen Freunden gut geht, das ist für mich sehr wichtig.

Jetzt ist alles erlaubt: Was wolltest du schon immer mal loswerden, doch niemand hörte zu?

Michelle: So böse das auch klingen mag. Wenn ich hungrig bin, sollte man mir lieber aus dem Weg gehen. (lacht)

Gibt es die wilden Hühner im echten Leben noch?

Michelle: Ja, klar, die gibt es noch! Mit Lucie Hollmann (Frida) bin ich nach wie vor sehr gut befreundet, auch die anderen habe ich immer mal wieder gesehen in den letzten Jahren. Wir wollten auch schon ewig ein Klassentreffen machen, bei dem sich alle wiedersehen. Die meisten sind der Bühne ja auch treu geblieben wie Jeremy Mockridge, Zsà Zsà Inci Bürkle, Sonja Gerhardt oder Vincent Redetzki.

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Quelle: Kim-Lena Sahin

Ich hasse dich, bitte verlass mich nicht

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Hannas Seele ist tausend Mal gebrochen. Nach außen tanzt und lacht sie, spielt die geschliffene Tochter, versucht sich einzureihen, in die makellosen Lebensläufe ihrer großen Geschwister. Doch die Fassade bröckelt und Hanna bricht regelmäßig ein. Denn was hat sie schon erreicht? Abitur, zwei abgebrochene Studiengänge, vier gescheiterte Beziehungen und seit Oktober nun auch eine Antwort auf ihr Dilemma. Diagnose: Borderline.

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Wenn Ken, braun gebrannt, Sixpack, körperbetonendes schwarzes T-Shirt, Glücksbärchen-Lächeln auf den Lippen und Grübchen in den Wangen, heute an Hannas Tür klopfen würde; dann würde sie die Tür kurz öffnen, doch im selben Moment wieder zuschlagen. Denn was Hanna will und braucht, das kann Ken ihr nicht geben. Hanna will kein Glücksbärchen und auch keinen Sixpack, keine Grübchen im Gesicht, kein Lächeln. Hanna braucht die zweite Hälfte, die ihre gebrochene Seele wieder ganz macht. Hanna sucht jemanden zum Streiten und Weinen, zum Anfauchen und Kreischen, genauso wie zum Schluchzen und Kuscheln. Einen, der bleibt, obwohl sie will, dass er geht. Einen, der sie erträgt und sie gerade deshalb liebt.

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Hanna hat zugelegt. 20 Kilogramm. Als ich sie kennenlernte, im August, waren ihre Wangen knochiger, ihre Hände zarter, ihre kristallblauen Glubschaugen größer. Aber sie gefällt mir. Sie lacht, singt zu unseren Songs von Prinz Pi und bekocht mich. In ihrem 1,40 Meter breiten IKEA-Bett machen wir es uns zwischen Lichterketten, Kuscheldecken, Himbeeren, Nachos und amerikanischer Erdnussbutter gemütlich. Als Hanna ihren grauen LMU-Hoodie hochkrempelt, erinnere ich mich, warum ich eigentlich bei ihr bin. Ich sehe sie wieder, die kleinen, feinen Striche auf ihrem linken Oberarm, fast wie eine Zeichnung. Die frischen Schnitte sind röter als die anderen. Ich will wegsehen, doch kann nicht, es fasziniert mich auf eine seltsame Art und Weise. Hanna zückt ihre Lieblingsklinge von Wilkinson und demonstriert mir, wie sie sich schneidet. Ganz leise, man hört es kaum, kullert jetzt das Blut. Sie gleichen winzigen Wassertropfen. Schneewittchenapfelrote Tropfen, so groß wie eine vollgesaugte Zecke. Wie Tropfen, die sich auf dem Blatt eines Frauenmantels sammeln, nachdem ein frischer Sommerregen die Natur aufatmen lässt. Für Hanna Routine. Für mich ein Schock, den ich erst noch verdauen muss.

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Hanna schneidet sich, weil sie etwas spüren muss. Wenn alle anderen Reize versagen, bleibt ihr nur noch die Klinge. In der Klinik hat sie sich einige Skills angeeignet, um der Selbstverletzung zu entkommen. In einer mit rot-weißen Rosen bedruckten Stofftasche bewahrt sie ihre kleinen Helfer auf: Finalgon-Salbe, die ihre Haut zum Glühen bringt, Ammoniak-Kapseln für Notfälle und Panikattacken in der Öffentlichkeit, blaue Knete für die Unruhe, einen silbernen Metallball mit spitzen Stacheln, eingewickelt in einer grauen Socke, sowie eine Rolle Verband für die Wunden auf der Haut. Auch ein Gefühlsprotokoll, in dem Hanna ihre Gedanken und ihr Verhalten reflektiert, liegt in der Tasche. Darin kann sie die aktuelle Spannung und Stärke eines Gefühls festhalten. Liegt der Pegel über 70, gilt es die gelernten Stresstoleranzskills anzuwenden. Ebenso ihre gefühlsmäßige Verwundbarkeit kann sie dort einschätzen.

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Hanna kichert und gibt zu: „Das mache ich viel zu selten, ich vergesse es immer.“ In einem blauen Ordner hebt sie alle Unterlagen auf, die sie bei der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) in der Klinik bekommen hat. Von Juli bis Oktober, vier ganze Monate lang war Hanna Patientin in der Klinik für Psychotherapie und Psychiatrie in München. Dass es soweit gekommen ist, daran hat mitunter Hannas Exfreund Tarik Schuld. Es war ein heißer Sonntag, ihr Jahrestag, an dem alles begann. Den 30. Juni 2019 wird Hanna nie aus ihrem Gedächtnis löschen können. Damals noch 24 Jahre alt, radelte sie in ihrem Lieblingskleid, das blaue Kurze mit den Gänseblümchen drauf, zum vereinbarten Treffpunkt an der Wittelsbacher Brücke, zur Isar. Hannas blonde Haare klebten an ihrem Hals, ihr war warm, so warm, dass auch ihr Puls stieg und ihr Herz schneller schlug. Doch nicht wegen der Sonne oder dem Wetter. Es war alles wegen Tariks Worten, die wie Gift in Hannas Herz und Kopf wirkten. „Ich denke, dass es so keinen Sinn mehr macht“ – nicht mehr, nicht weniger, brauchte es aus Tariks Mund, und Hanna wurde taubstumm und blind zugleich. Ihr wurde schwummrig, die Panikattacke ruderte auf sie zu und überfiel sie wie eine Tsunamiwelle der Gefühle. Zuerst war da die Angst, erneut zurückgewiesen zu werden. ‚Das ist doch kein Grund sich zu trennen, oder?‘, dachte Hanna sich, doch brachte keinen Mucks mehr aus sich raus. Dann die Panik: Hanna hyperventiliert, schnappatmet, wird rot am ganzen Körper, ihr Herz rast wieder, ihr wird heiß, Puls und Blutdruck sind viel zu hoch. Sie presst ihre spitzen Fingernägel in ihrem linken Unterarm, um den inneren Druck auszugleichen. Ihre blauen Augen füllen sich mit Tränen, die bald über ihr Gesicht huschen und sich auf dem Kleid verteilen. „Er hat das so beiläufig gesagt, als wäre es ein ganz normales Gespräch und wollte dann gehen, einfach abhauen, doch ich hab ihn nicht gehen lassen“, erinnert sie sich. „Drei, vier Stunden saßen wir da, einfach so.“

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Hanna wollte an diesem Tag nicht mehr leben. Irgendwann fand sie ihre Stimme wieder und schrie. So laut, dass die Menschen auf der Straße sich nach ihr umblickten und fragten, ob alles in Ordnung sei. Tarik rief schließlich Nina, Hannas Schwester, an und übergab seine ehemalige Freundin wie ein Päckchen an sie. Ein Päckchen voller Elend, Kummer und Wunden. „In dem Moment habe ich mich gefühlt, als hinge ich an einem Abgrund, an denen ich mich nur noch mit beiden Händen festhalten konnte. Doch dann kommt Tarik und tritt auf meine Hände“, erzählt Hanna, ihre blauen Augen auf die weiße Wand ihres teuren Münchner WG-Zimmers gerichtet. Ich bin erstaunt, wie reflektiert sie bereits jetzt über diesen Tag sprechen kann, mir würde das deutlich schwerer fallen.

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„Haaaatschie!“, schnieft Hanna: „Boah, ich hasse diesen Schnupfen, regt mich das auf.“ Sie zerknüllt ihr knittriges Taschentuch und wirft es treffsicher in die andere Ecke ihres Zimmers in den Plastikpapierkorb. In Hannas zwölf Quadratmeter passt gerade so alles hinein, was sie zum Leben braucht, und zwar alles in weiß: Ihr ausziehbares Bett, ein großer Schrank, eine Kommode, ein Schreibtisch, Spiegel, Kleiderhaken, ein Nachttisch und ein Teppich. Die Möbel kenne ich alle aus dem IKEA-Katalog, manche davon besitze ich selbst auch. Doch Hanna ist kein Standard-IKEA-Mädchen, auch wenn es von außen so aussehen mag. Hanna ist anders, außergewöhnlich, irgendwie seltsam und doch liebenswert. Die Bilder und Fotografien über ihrem Bett verraten so viel mehr über sie. Wissen, welches die Möbel nicht liefern können. Dass sie eine Primaballerina im Geige-Spielen ist etwa. Oder dass sie ein 200-Mann-großes Orchester leitet. Dass sie beinahe Biologin geworden wäre, wenn dieser widerliche Professor sie nicht versucht hätte, zu vergewaltigen. Danach verließ Hanna ihre alte Stadt und zog nach München. Neuanfang. Sonderschulpädagogik sollte es nun werden. Doch auch hier schmiss sie nach fünf vollen Semestern das Tuch. „Am liebsten würde ich jetzt in die Pflege gehen und anderen psychisch kranken Menschen helfen, so wie mir geholfen wurde“, träumt Hanna vor sich hin, während sie die nächste Nacho zwischen ihre schmalen Lippen schiebt. Sie kichert wieder, ihre Kulleraugen leuchten. Und mein Herz wird warm, wenn ich sie so sehe. Denn für diesen winzigen Moment scheint alles perfekt und in Ordnung zu sein. Diese kleinen Momente gehören uns. Keiner Uni, keinem Exfreund, keiner Zukunft. Nur uns.

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Zu viel Sonne in der Neustadt?

Citrin Solar baut eine nahezu energieautarke Siedlung am Rande Moosburgs. Gute PR, sowohl für das Unternehmen als auch die Stadt selbst, die sich gerne als klimafreundliche Kommune darstellt. Doch nicht alle erfreuen sich an dem sehr verdichteten Neubauprojekt.

475.000 Euro für knappe 90 Quadratmeter, ein stolzer Preis für drei Zimmer in der Neustadt. Doch die Verkäufer haben gute Argumente für ihre 34 neuen Wohnungseinheiten: Sie sollen sich – zumindest, was die Energieversorgung angeht – fast komplett selbst versorgen. Deshalb überrascht es auch nicht, dass ein Großteil der Häuser bereits vor Baubeginn vergeben war. Immerhin: Die Drei-Zimmer-Wohnung ist noch zu haben.

Citrin Solar ist kein Noname im Landkreis Freising. Seit 2002 produziert das Unternehmen Solaranlagen in Moosburg. Umso mehr erfreut es die Stadt wohl, dass die heimische Firma auf ihrem 1,2 Hektar großen Grundstück neben der CS-Zentrale nun Wohnraum für 34 Parteien schafft. Die Fläche, auf der unter anderem ein städtischer Kindergarten sowie ein Spielplatz gebaut werden sollen, entspricht etwas mehr als der Rasenfläche der Allianz Arena. Wohnen werden dort sowohl Familien als auch kinderlose Paare und Singles. Mit dem modernen Neubauprojekt stampft Citrin Solar eine komplette Siedlung für sich aus dem Boden – das nachhaltige Wohnquartier in Moosburg, wie es im Werbeprospekt betitelt wird. Energieautark sind die Häuser durch Photovoltaikanlagen mit Akkuspeicher sowie einem Nahwärmenetz mit Solarthermie und Biomasse. Zudem wird es ein quartierseigenes Carsharing E-Auto inklusive E-Schnellladestation geben. Als Zuckerl oben drauf gibt’s Glasfasernetz.

Klingt soweit alles nachhaltig, zukunftsorientiert und vorbildlich – wären da nicht die kritischen Stimmen zum Sonnenquartier. Alfred Wagner, der für die Grünen im Stadtrat sitzt, befürchtet eine Belastung für die Verkehrsanbindung in der ohnehin schon dicht bebauten Neustadt: „Die Sonnenhaussiedlung wird dies natürlich verstärken.“ Hinzu kämen die vielen Neubauten in der benachbarten Sudetenlandstraße.

Hanns Koller, ehemaliger Geschäftsführer bei Citrin Solar, betreut das Projekt seit knapp fünf Jahren. Er findet versöhnliche Worte für die Zusammenarbeit Moosburgs Verwaltung: „Die Kooperation hat stets gut funktioniert. Aber schmücken tut sich die Stadt schon gern mit unserem Leuchtturmprojekt“, so Koller – gleich wenn es von privater Hand gestemmt werde. Ein Vorteil im Konzept der Sonnenhäuser: Citrin Solar ist nicht nur Bauherr, sondern auch Hersteller. Die Energieversorgung der Wohnhäuser kann so gut im Auge behalten werden.

Defizite in der Rohstoffkette zeigt der beauftragte Architekt Rudolf Heinz auf: „Mit dem Bauen beginnt die Produktionskette, und damit auch die Frage nach den Rohstoffen.“ Diese würden fast ausschließlich aus der Region angeliefert. So produziert das Bucher Unternehmen Leipfinger Bader die Ziegelsteine für die Sonnenhäuser.

Großer Wert wurde zudem auf Nachhaltigkeit gelegt. So sollen alle Produkte nach dem Abbau der Häuser in ferner Zukunft recyclebar sein. „Nachhaltiges Bauen klingt nett, doch was steckt dahinter?“, meint Heinz hierzu. Was er sagen will: Je weiter der Weg, den die Rohstoffe zurücklegen müssen, desto schlechter wird die Klimabilanz. Doch selbst bei Leipfinger Bader wisse er nicht, woher der Hersteller seine Rohstoffe für die Ziegel bekomme. Die Kette sei nicht transparent. Hierfür wären Zertifikate nötig, die es so momentan noch nicht gibt, meint Heinz. Schwer sei es außerdem, beim Bauen einzusparen: Die Preise würden stetig steigen, was die Freiheit beim Bauen erschwere. Deshalb müsse man sich mit Kompromissen abfinden: „Die Fläche, die einem zur Verfügung steht, muss man bewusst und intelligent ausnutzen“, so Heinz.

Moosburgs Stadtplanung und Bauen hätten sich durch den Klimawandel bisher nicht wesentlich verändert, meint Bauamtsleiter Herbert Held: „Nur in unserem Neubaugebiet Amperauen hat der Stadtrat beschlossen, auf fossile Brennstoffe komplett zu verzichten.“ Haushaltsmittel wurden laut Held bislang nicht für klimafreundliches Bauen verwendet.

Melanie Falkenstein nennt den bayerischen Verwaltungsapparat als eine der größten Hürden beim Thema Energiewende. Als Beispiel nennt Moosburgs Klimaschutzmanagerin die durch den Landtag verabschiedete Windkraftverordnung, die es Kommunen nahezu unmöglich macht, Windräder zu bauen. Zudem fehle es an Personal in der Verwaltung und an Veränderung generell.

Die Moosburger Solarfreunde, die stets eng mit Citrin Solar zusammenarbeiten, befürworten das moderne Bauprojekt. Deutlichen Nachholbedarf sieht stellvertretender Vorsitzender Andreas Mayerthaler jedoch im Engagement der Stadt hinsichtlich der Energiewende: „Moosburg hat mit manchen Aktionen wie dem Bauen von PV-Anlagen zu lange gewartet, beispielsweise bei der neuen Obdachlosenunterkunft.“

Zum Klimaimage Moosburgs meint Koller: „Beschlüsse sind nun dringend nötig, wenn die Stadt wie beschlossen bis 2035 komplett CO2-neutral sein möchte. Wer A sagt, muss auch B sagen.“ Die Nachfrage an den Sonnenhäusern jedenfalls sei hoch.

Laura Schindler

Hier geht’s zum Original-Artikel in der SZ Freising.

Auf Worte müssen Taten folgen

Vom Projekt CS-Sonnenhäuser profitieren wiederum nur Wohlhabende

Das Bauprojekt CS-Sonnenhäuser der Firma Citrin Solar wirft durchaus ein gutes Licht auf Moosburg, die Neustadt soll glänzen. Die Kommune, die sich gerne als „Solarstadt“ geriert, prahlt, Citrin Solar zahlt – und kassiert. Leisten können sich die exklusive Schönwetterlage allerdings wieder nur wohlhabende Familien und Haushalte. Ein faires Projekt für alle sieht anders aus. Weder wurde auf bezahlbaren Wohnraum geachtet, noch auf den sich zuspitzenden Verkehr in der Neustadt.

Mit gutem Beispiel geht Citrin Solar dennoch voran und beweist: Nachhaltiges Bauen sowie modernes Wohnen in der Stadt sind möglich. Die Kommune selbst muss – abgesehen vom Kindergarten – dafür nicht groß Hand anlegen, sondern fährt die Lorbeeren ein.

Doch es wäre längst an der Zeit, dass auch die Stadt selbst aktiv wird: zum Beispiel mit Fotovoltaikanlagen für die Obdachlosenunterkunft sowie Geld für klimafreundliches Bauen im Haushalt. Es ist höchste Zeit, auf die Worte Taten folgen zu lassen.

Hier geht’s zum Original-Kommentar in der SZ Freising.

 

Kurzes Video zu den Sonnenhäusern von Citrin Solar in Moosburg.

Zieh in eine WG haben sie gesagt.

Wie es ist allein zu leben VS. in einer WG zu wohnen

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Endlich! Eigene Wohnung, eigenes Heim, eigene vier Wände. Ich habe es geschafft. Ihr hättet mein Gesicht mal sehen sollen, als ich endlich mein eigenes, neues Geschirr in die Schränke einräumen durfte und meine neuen Töpfe zum Ersten Mal ausprobieren durfte. Dieses Gefühl! Letzte Woche sind dann auch endlich noch meine Möbel gekommen – ein Traum. Ja, es duftet alles so schön neu… Endlich nach Hause kommen und alles für mich haben dürfen, fünf Tage nicht abspülen müssen und die einzige Person, mit der ich es ausmachen muss, bin ich! Das fühlt sich so verdammt gut und befriedigend an. Ich kann unter Menschen gehen, wenn mir danach ist, und allein zuhause für mich bleiben, wenn mir nicht danach ist. Und ich bin so dankbar dafür. Ich habe auch bereits die andere Seite kennen gelernt und kurze Zeit in einer WG gelebt. Das hat auch seine Vorteile, keine Frage! Doch momentan, muss ich zugeben, bin ich ein Fan des Alleine-Wohnens. Allein schon, weil ich jetzt, mit 23 Jahren, endlich einmal Abstand von zuhause und meinen Eltern gewinnen kann. Irgendwann fällt einem dann zuhause doch mal die Decke auf den Kopf.

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In einer WG habe ich mit drei weiteren Personen gelebt. Wir hatten ein ganzes Haus für uns: Mit Treppe nach oben zu den ersten beiden großen Zimmern, viel Licht, einer Küche mit Ofen und großem, neuen Kühlschrank, einem Badezimmer mit Wanne und Waschmaschine sowie einem Balkon. Oben gab es zusätzlich einen Wintergarten, eine weitere Toilette sowie die zwei weiteren Zimmer, ebenfalls groß und hell. In der WG haben wir Mädels oft zusammen am Abend gekocht, geratscht und Tee bis in die späten Stunden getrunken, das war sehr schön. Immer wenn ich von der Uni nach Hause gekommen bin, war jemand da, mit dem man sich unterhalten konnte, ein dankbarer Zuhörer, bei dem man sich seine Sorgen und Ängste von der Seele reden konnte. Wir hatten einen Putzplan, an dem ich mich so semi-gut gehalten habe und eine gute Atmosphäre in der WG. Meine Mitbewohner waren für mich da, wenn ich sie gebraucht habe und ich habe mein Bestes versucht, es umgekehrt für sie zu sein. Wir haben manchmal sogar zusammen eingekauft, sind gemeinsam zur Uni gegangen und und und … wir waren schon ein gutes Team! Leider war meine WG nur zur Zwischenmiete, deswegen musste ich mich zum zweiten Semester nach einer neuen Wohnung umsehen. Das ging sogar recht schnell, ich bin dann in eine Ein-Zimmer-Wohnung ins Studentenwohnheim in der Nähe des Bahnhofs gezogen und fühle mich sehr wohl dort. Ein paar Nachbarn habe ich bereits kennengelernt, aus denen jetzt schon gute Freunde geworden sind. Ansonsten ist die Studentenanlage recht anonym. Zudem habe ich im Studentenwohnheim eigentlich eine riesige WG für mich: Wenn ich Menschen treffen möchte, klopfe ich einfach an der Tür meines Nachbarn und frage, ob wir zusammen eine rauchen. Sofort sind wir vertieft in einem anregenden Gespräch. Oder ich setze mich wie so oft vor meine eigene Haustür und rauche ein paar Zigaretten, höre Musik und ständig laufen Nachbarn vorbei, wobei sich auch viele nette Smalltalks ergeben. Es ist so einfach!

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Also abschließendes Fazit: WG wie eigene Wohnung hat seine Vorteile, es kommt ganz darauf an, welcher Typ man ist. Lieber für sich und zurückgezogen oder gerne unter Menschen? Sauber und penibel oder so, dass man auch mal ein Auge zudrücken kann? Das müsst ihr für euch entscheiden.

5 Tipps für den Einzug ins neue Heim:

  1. Zieht nie allein um! Auch wenn ihr denkt, ihr schafft das schon mit den IKEA Möbeln, einfach nein. Es geht nicht allein. Schnappt euch eure Nachbarn, Freunde und Familie und dann los!
  2. Behaltet immer die Anleitung sowie die Schrauben im Auge, das ist seeeeeehr wichtig!
  3. Gläser und Geschirr behutsam transportieren, am besten in Stoff oder Papier einwickeln.
  4. Baut in Etappen auf und teilt euch eure Kräfte gut ein, lieber Pausen machen dazwischen.
  5. Gönnt euch, wenn alles vollbracht ist, ein gutes, altes Feierabendbier, das habt ihr euch jetzt wirklich verdient!

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Vorzüge des Alleine-Wohnens:

  • Man hat seine Ruhe und ist für sich
  • Man kann abspülen und putzen, wann man will
  • Man kann unter Leute, wann man will
  • Man kann Musik machen, wann man will
  • Man kann Leute einladen, wann man will

Gründe für das WG-Leben:

  • Man ist nie allein
  • Man hat meistens jemanden zum Reden
  • Man muss nicht alles allein putzen
  • Man kann zusammen kochen und einkaufen
  • Man lernt schnell neue Leute kennen

Contras des Alleine-Wohnens:

  • Man ist oft allein
  • Man muss alles allein putzen
  • Man muss selbst kochen und einkaufen
  • Man vereinsamt und isoliert sich schnell
  • Man findet nicht so schnell Freunde

Negative Aspekte des WG-Lebens:

  • Man muss sich an einen Putzplan halten
  • Man muss den Dreck oder die Sauberkeit der anderen aushalten
  • Man muss eventuell warten, um ins Badezimmer gehen zu können
  • Man wird oft von anderen gestört und aufgehalten
  • Man hat seltener seine Ruhe

 

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