Bipolar und COVID-19?

Meine Lieben, ich habe echt lange gegrübelt, ob ich was schreiben soll oder nicht, da man das Gefühl hat, man hat schon alles dazu gehört, man kann und will es nicht mehr hören und niemanden mehr damit nerven. Jeder hat seine eigene Meinung dazu und das ist meine. (Wenn es euch jetzt schon nervt, hört auf zu lesen, im Ernst!)

Die ganze COVID-19 Situation aus Sicht einer bipolar Erkrankten

Corona, Virus, COVID oder auch einfach nur „die Situation“, die aktuelle Lage keine Ahnung – es nervt euch auch schön langsam? Ihr könnt es nicht mehr hören? Ihr habt das Gefühl, ihr werdet wahnsinnig, bekommt einen Koller so eingesperrt zuhause? Hey, dann willkommen in meiner Welt, ich bin nicht die Einzige. Wenn dich das Thema jetzt schon nervt, dann hör lieber auf zu lesen, das ist nicht Sinn der Sache. Also weg mit dem Handy und Social Media Detox. Wer weiter lesen will: sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt. Für mich lässt sich trotz meiner Erkrankung die Situation natürlich nicht vermeiden und ich muss mich genauso an die Regeln halten wie alle anderen, was ich auch bestmöglich versuche einzuhalten, versprochen. Und ich lache auch über Corona und versuche mir meinen Humor zu bewahren. Aber für chronisch psychisch kranke Menschen ist die ganze Situation überhaupt nicht witzig (also die, die auch schon vor Corona psychisch krank waren). Die Versorgungslage ist momentan krass eingeschränkt, es werden nur noch Notfälle behandelt und Menschen, die wirklich suizidal sind. Was im schlimmsten Fall bedeuten kann, dass Fälle übersehen werden und Menschen Suizid begehen und das nicht wegen Corona, sondern weil es ihnen unglaublich schlecht geht und ihnen nicht geholfen werden kann, weil sie vereinsamen in ihrer Wohnung vor lauter „Social Distance Warnings“ und was weiß ich. Ich finde eure Memes an guten Tagen auch witzig, die sagen: „Was? Mein Lifestyle wird Quarantäne genannt? Haha“ Aber im Ernst: Wow, ich hoffe ihr denkt nüchtern betrachtet nicht so, dann wäre das nämlich traurig und unsolidarisch für unsere Gesellschaft. Es tut mir in der Seele weh, dass sich alle so streiten wegen Corona, Schuldzuweisungen hier und da, alle schreien sich über Social Media gefühlt an, dass man gefälligst zuhause zu bleiben hat, sonst haben sie euch ins Hirn geschissen, oder vielleicht auch nur gepupst. Deswegen hier meine To-Do-Liste für psychisch kranke Menschen oder die, die es werden wollen, wie ich mich in dieser angespannten Situation besser verhalten kann:

 

  • Tag strukturieren und planen (Listen schreiben angefangen mit Zähneputzen, regelmäßiges Essen, Dinge, die unbedingt erledigt werden müssen und dann abhaken)
  • Soziale Kontakte etwa über Social Media planen und „Video Calls“ ausmachen, damit dein Umfeld weiß, dass es dir gut geht
  • Verständnis voll sein (aber das sind wir ohnehin eh alle), wenn etwas mal nicht so funktioniert, wie es sein sollte, es gibt echt Schlimmeres! Lacht über euch!
  • Dinge erledigen, für die man sonst aufgrund der Erkrankung nie Zeit hat (ich glaube da fallen allen genuuuuug Sachen ein)
  • Wenn du mit anderen Menschen zusammen lebst: Rede offen mit ihnen über deine Erkrankung, das wird dir und ihnen helfen, dich zu verstehen, warum du in manchen Situationen so reagierst wie du reagierst, auch wenn dann so Sprüche kommen wie „du bist ja nicht ganz dicht“ – dann darfst du auch ruhig zurück mobben (finde ich), solange man noch darüber lachen kann, Humor ist ja oft die beste Medizin bei sowas
  • Codewort mit Freunden oder WG ausmachen – irgendwas lustiges, das dir signalisiert, dass es gerade zu viel wird, ohne dass du gleich genervt bist, dass du dich jetzt schon wieder zurückhalten musst, oder vielleicht einen Song (Signal: jetzt wird’s zu manisch oder zu depressiv)
  • Nett bleiben zu allen, weil jeder sein Bestes gibt in dieser Lage
  • UND GANZ WICHTIG: Social Media Detox! Wichtiger denn je, in der jetzigen Lage. Handy weg, abschalten, auf andere Gedanken kommen, etwas Schönes machen, um auf positive Gedanken zu kommen.
  • Wenn es nicht anders geht und ihr zum Beispiel nicht schlafen könnt, passt eure Medikation in Absprache mit der Ärztin oder Therapeutin ab, gegebenfalls telefonisch
  • Verliert trotz allem eure Ziele und eure Motivation nicht aus den Augen. Irgendwann geht die Schule, Uni oder Arbeit wieder normal weiter und dann wollt ihr vorbereitet sein, also fangt trotzdem jetzt schon an zu lernen, Pläne zu schreiben, alles anzufangen, was von zuhause aus geht.
  • Bewegung und Sport in einem angemessenem Rahmen (zum Beispiel Yoga zuhause mit YouTube, spazieren gehen mit Mitbewohnern, wenn erlaubt)
  • Viel trinken (vergesse ich auch immer)
  • Trotz allem gut auf sich achten (Achtsamkeitstagebuch, generell Tagebuch, um runterzukommen, Selfcare, Metime)

 

Für andere sind das selbstverständliche Sachen, aber für uns nicht. Andere lachen darüber, aber für uns ist es (über)lebenswichtig. Deswegen bitte nehmt die Sache ernst und haltet euch an alles, damit hoffentlich diese ganze Ausnahmesituation bald wieder vorbei ist. Danke. Ende.

 

*Wenn ich was vergessen habe, schreibt mir ruhig per DM, Kommentare usw. – dann ergänze ich die Liste.

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