Der Anfang einer Erinnerungsstätte

Stalag-Museum Moosburg wird als „rudimentäres“ Informationszentrum im nächsten Jahr eröffnet

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Die lang aufgeschobene Eröffnung des Stalag-Museums im Visier: Martin Pschorr (l.) und Horst Marschoun mit Blick auf das Modell der Neustadt zur Nutzung der Baracken des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers.

Lange wurde diskutiert, nachgedacht, geplant. Ein Gremium wurde gegründet, das sich aufgrund von Unstimmigkeiten wieder auflöste. Das Haus der Heimat wurde um einen Anbau erweitert. Doch alles was fehlte, war das Museum. Schließlich nahm sich der damalige zweite Bürgermeister Martin Pschorr (SPD) der Sache an, um das Projekt zur Aufarbeitung und Dokumentation des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers anzupacken. Nun soll es im Laufe des nächsten Jahres als „bescheidene“ Informationsstätte eröffnet werden.
Eigentlich steht das Meiste schon da: Ein alter Schrank von Wachsoldaten im Stalag, ein Tisch mit Sitzbänken und ein Ofen aus dem Lager, das Modell zur Nutzung der alten Baracken in der Neustadt, unzählige historische Dokumente aus der Zeit während und nach dem Kriegsgefangenenlager, in Glasvitrinen gesammelte Gebrauchsgegenstände sowie alte Möbel der Heimatvertriebenen. All diese Sachen haben sich in den vergangenen Jahren im Anbau im Haus der Heimat an der Hodschager Straße angesammelt. Nun fehlt es lediglich noch an der Umsetzung: Der Raum muss möbliert, die Dinge an ihren richtigen Platz gestellt und Bilder sowie Informationstafeln an den Wänden angebracht werden.

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In diesem Raum soll das Stalag-Museum entstehen: Ein Schrank und ein Tisch aus dem ehemaligen Kriegsgefangenenlager stehen schon bereit.

Nachdem man jahrelang zu keinen Konsens in der Frage um das Stalag-Museum gekommen war und momentan schlichtweg die Finanzierung für ein größeres Projekt fehlt, soll nun wenigstens ein „rudimentärer“ Grundstein gelegt werden. Martin Pschorr nimmt das Wort „Museum“ dabei immer vorsichtig in den Mund und betont, dass „das Stalag-Museum vorerst als Informationsstätte dienen wird“ und den Erwartungen eines Museums eigentlich nicht entspreche. Als bescheiden beschreibt er die Ausstattung und Einrichtung, allerdings sei es nun erst einmal wichtig, anzufangen und das Projekt endlich in Angriff zu nehmen.
Eine Konkurrenz zum Heimatmuseum am Kastulusplatz, wo sich auch viele historische Gegenstände des Stalags befinden, will man auf keinen Fall darstellen, unterstreicht er. Das Museum soll mehr eine Erinnerungsstätte sein, wie Horst Marschoun, fleißiger Sammler und ehrenamtlicher Mithelfer beim Aufbau des Projekts, es bezeichnet. Ein Ort, der die Geschichte des Kriegsgefangenlagers in seinen drei Phasen vertiefen und aufarbeiten soll. Außerdem soll dokumentiert werden, wie die Neustadt sich nach der Auflösung des Lagers entwickelt hat und zur neuen Heimat der Vertriebenen sowie zum Zentrum vieler Unternehmen geworden ist. Das Haus der Heimat bietet deshalb auch eine sehr passende Lokalität, um die Zeit des Kriegsgefangenenlagers zu dokumentieren – steht der zukünftigen „Stalag-Erinnerungsstätte“ doch das Museum der Heimatvertriebenen gegenüber, was im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Lager steht, dessen freie Baracken nach 1947 bis zu 2400 Vertriebene bewohnt haben.
Das Stalag-Museum soll ein Ort werden, an dem sich Interessierte über die Geschehnisse im Kriegsgefangenenlager informieren können. Angedacht ist dabei auch, ein Mediensystem mit Beamer und Leinwand in einem Teilbereich des Raumes zu installieren, wo der etwa einstündige Stalag-Film, der von den drei Teilen des Lagers erzählt, gezeigt wird. Auch für Schulklassen eigne sich die Informationsstätte gut, meint Pschorr. Denkbar wären beispielsweise Vorträge oder Veranstaltungen von Schülern, die sich mit dem Thema Stalag auseinandergesetzt haben, wie etwa die P- oder W-Seminare am Gymnasium.
Mut zur Lücke müssen die Ehrenamtlichen um Martin Pschorr nun allemal zeigen, um mit geringen Mitteln den Anfang einer würdevollen Erinnerungsstätte zu bilden. Was später noch einmal daraus werden könnte, bleibt offen. „Das Stalag-Museum ist sicherlich kompatibel mit anderen Vorstellungen in der Zukunft“, äußerte Pschorr. Ziel ist nun zunächst einmal, das lang vor sich hin schlummernde Projekt zu verwirklichen. Die Eröffnung ist dann für das erste Drittel des nächsten Jahres geplant – eins der ersten Dinge, auf die man 2016 gespannt sein darf.

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Viele Möbel und historische Gegenstände aus der Zeit während und nach dem Stalag-Lager haben sich im Laufe der Jahre in den Räumen angesammelt.

Viele Unterschiede – eine Mannschaft

In der Fußball-Inklusionsmannschaft des SC Freising kicken Kinder mit und ohne Handicap

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Spaß, Bewegung und der Ausgleich zum Alltag stehen im Vordergrund des Trainings der Inklusionsmannschaft vom SC Freising.

Dass Inklusion im Sport und Alltag herausfordernd ist, wissen viele Eltern von Kindern mit Behinderung. Dass sie erfolgreich funktionieren kann, beweist das Training der Inklusionsmannschaft des SC Freising: Kinder mit und ohne Handicap spielen dort jeden Dienstagabend eine Stunde miteinander, toben sich aus und haben Spaß.
Eine lockere Stimmung herrscht hier. Elf Kinder, genau eine Fußballmannschaft, tummeln sich in der Turnhalle der Mittelschule Lerchenfeld und wärmen sich bei einem Kreisspiel auf. Alle sind sie unterschiedlich, aus verschiedenen Nationen, verschiedenen Schulen, groß und klein, mit und ohne Handicap. Und doch sind sie alle gleich, haben etwas gemeinsam: die Freude am Spielen und am Sport, den Drang, sich zu bewegen und auszutoben. Das bedeutet Inklusion: Alle Menschen, egal wie unterschiedlich sie sind, in eine Gemeinschaft zusammenzuführen und einzubeziehen. Genau das spiegelt sich auch in der Mannschaft wieder: Die „normalen“ Kinder, wie sie Jugendleiterin Mechthild Hamberger nennt, binden die Jungen und Mädchen mit Handicap ein, gehen auf sie zu und nehmen Rücksicht – als wäre es ganz normal. Als Handicap gilt dabei alles, was man selber als Handicap empfindet, erläutert die 53-Jährige: „Das können Verhaltensauffälligkeiten genauso wie psychische Störungen oder Kinder mit Down-Syndrom sein.“
Den Kindern macht das Training sehr großen Spaß: Viele aus der E- oder F-Jugend des SC Freising schließen sich der Inklusionsmannschaft an, um noch mehr spielen zu können – vor allem im Winter, wenn das normale Training aufgrund der Hallensituation begrenzt ist. Die zwölfjährigen Zwillinge Vincent und Tristan (beide mit Handicap), die auch in der Basketball-Inklusionsmannschaft von Mechthild Hamberger trainieren, sind „total“ begeistert von der Mannschaft und „wollen unbedingt weiterspielen“.
„Es ist spannend zu sehen, wie sehr sich die Kinder schon entwickelt haben, wie sensibel sie durch das Training geworden sind und sich an die anderen mit Handicap anpassen“, bemerkt auch der 19-jährige Michael Frank, der gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Lebenshilfe macht und das Training der Inklusionsmannschaft unterstützt. Überhaupt braucht es viele Augen und Hände, um solch ein Projekt durchzuführen. Neben Michael stehen Mechthild Hamberger im Training die Betreuerin Ursula Elsinger und gegebenenfalls Eltern zur Seite. Denn es ist gefährlich, die rund acht bis neun Kinder mit Handicap aus den Augen zu lassen: Kaum verheddert sich einer im Tornetz, da ist Hamberger schon wieder am Laufen.

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Im Fußballtraining der Inklusionsmannschaft findet sich eine bunte Mischung von sechs- bis 14-jährigen Kindern mit und ohne Handicap wieder.

Das Training geht weiter, es werden verschiedene Spiele gespielt, bis es zum richtigen Match kommt: Die Halle wird in zwei Felder aufgeteilt und in kleinen Gruppen wird gegeneinander gekickt. Auf die Tore oder Regeln kommt es dabei nicht besonders an, mehr zählen die Freude am Spielen und das Miteinander. Es ist bemerkenswert, wie die Kinder ohne Handicap die mit Handicap im Spiel einbeziehen, ihnen immer wieder den Ball zuspielen und sie zum Zug kommen lassen. Bei den Sechs- bis 14-Jährigen wird hier schon früh ein Bewusstsein für den richtigen Umgang mit Behinderten entwickelt.
Es waren die Eltern, die damals mit der Idee der Inklusionsmannschaft auf Mechthild Hamberger zugegangen sind. Im April 2014 hat man dann begonnen, die Pläne umzusetzen. Obwohl einige Möglichkeiten vorhanden wären, hat das Team kein großes Interesse, an Turnieren teilzunehmen. Der Spaß und die Bewegung stehen im Vordergrund und würden den Kindern völlig ausreichen, erklärt die Jugendleiterin. Im Landkreis Freising ist das Projekt einmalig, in Bayern sei man erst die 15. Inklusionsmannschaft überhaupt, so Hamberger. Außer im Raum München und Nürnberg gebe es da noch nicht viele Angebote.
Zum Schluss wird Elfmeterschießen geübt. Hamberger, die als gelernte Altenpflegerin neben ihrem „Trainerjob“ auch noch Musiktherapeutin, Buchautorin, Ganztagesbetreuerin und Übungsleiterin ist, hat sehr positive Erfahrungen mit der Inklusionsmannschaft gemacht und will auf jeden Fall weitermachen. „Die Kinder haben viele Fortschritte gemacht, sowohl die mit Handicap als auch diejenigen ohne haben ihre Ängste abgelegt“, berichtet sie. Am 24. Januar wird es nachmittags dann doch ein Hallenturnier geben – allerdings in „lockerer Stimmung“.

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Gibt es noch Hoffnung für das NoWasWert ?

Schließung des Caritas-Projekts würde ein großes Loch in Moosburg hinterlassen

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Was mit der Arbeitsmarktreform und den damit verbundenen Leistungskürzungen für Langzeitarbeitslose im Jahr 2012 durch die Bundesregierung beschlossen wurde, zeigt nun seine Auswirkungen im Landkreis: Vergangene Woche verkündete die Caritas die Schließung ihrer Rentabel-Kaufhäuser. Mit „NoWasWert“ verliert Moosburg dabei eine Institution, die einzigartig ist.
Einige Menschen stöbern hier, schauen sich um und entdecken oft besondere Fundstücke, die es sonst nicht mehr gibt. Von Herren- und Damenmode, Weihnachtsschmuck bis hin zu Möbelstücken fürs Wohnzimmer hat das „NoWasWert“ eine breite Auswahl. Bedürftige Menschen genauso wie Asylbewerber nutzen das Angebot des Gebrauchtwarenladens der Caritas, weil ihr Geldbeutel nicht mehr hergibt und sie auf die niedrigen Preise angewiesen sind. Was „NoWasWert“, eine Kooperation des BRK und der Caritas, macht, ist so in Moosburg einmalig: Einerseits gibt der Laden Menschen, die aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen auf dem sogenannten „ersten“ Arbeitsmarkt als nicht arbeitsfähig gelten, durch die Zuverdienstmöglichkeiten eine geregelte Tagesstruktur sowie eine Beschäftigung mit Sinn und bietet ihnen so eine Perspektive. Zum anderen ist es ein Ort, an dem bedürftige Bürger für wenig Geld Kleidung und Möbel einkaufen können.
Seit der Gründung im Jahr 2011 konnte sich „NoWasWert“ gut etablieren, die Erfahrungen von Leiter Bernhard Campe sind durchweg positiv: „Wir konnten unsere Teilnehmerzahl erhöhen und auch die Umsätze sind kontinuierlich gestiegen. Der Laden ist bekannter geworden und wird noch besser von den Leuten angenommen.“ Auch die Angestellten hätten durch das Arbeitsverhältnis eine sehr positive Entwicklung genommen.

Beschäftigung für Langzeitarbeitslose, Anlaufstelle für Bedürftige und Fundgrube besonderer Schätze – all das umfasst das „NoWasWert“ in Moosburg.
Beschäftigung für Langzeitarbeitslose, Anlaufstelle für Bedürftige und Fundgrube besonderer Schätze – all das umfasst das „NoWasWert“ in Moosburg.

Die Kürzungen der Förderungen vom Bund im Rahmen der Arbeitsmarktreform haben jedoch deutlich gegriffen, bemerkt Campe. Waren es im Jahr 2012 noch 30 Plätze, die mit jeweils 500 Euro pro Monat gefördert wurden, sind es nun nur noch 250 Euro für 15 Plätze, von denen allerdings auch nicht alle belegt sind. „Ich frage mich, was das Jobcenter mit den bedürftigen Leuten macht, die sind ja nicht auf einmal von der Bildfläche verschwunden“, erklärt der „NoWasWert“-Leiter. Klare Sache ist: Genau diese Förderungen fehlen nun, was das sechsstellige Defizit, welches die Caritas-Geschäftsführerin Carolin Dümer als Schließungsgrund der Rentabel-Kaufhäuser anführte, beweist. Zwar geht der von „NoWasWert“ erwirtschaftete Gewinn an das BRK, das die Mietkosten für den Laden übernimmt, zurück – die Kosten des Projekts sind damit aber nicht gedeckt.
Auf die Frage, ob er glaubt, dass das „NoWasWert“ noch gerettet werden könne, antwortet Campe mit ratlosem Blick: „Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht.“ Dafür bräuchte es eine dauerhafte jährliche Leistung des Landratsamts von etwa 150 000 Euro, die aber erst einmal vom Kreistag genehmigt werden müsse. „Allerdings unterstützt uns der Landkreis ja schon jährlich mit 65 000 Euro.“ Für eine Rettung „müsste schon ein Wunder passieren“ – auf das Campe dennoch hofft, „denn einen Ersatz gibt es ja nicht“.
Im Landratsamt kam die Nachricht der Caritas zur Schließung sehr überraschend. Auf Nachfrage der MZ, ob man die Rentabel-Kaufhäuser noch zusätzlich unterstützen könnte, erklärte Pressesprecherin Eva Dörpinghaus, dass zunächst juristisch geprüft werden müsse, ob man in irgendeiner Weise tätig werden kann. Man könne nämlich nichts fördern, was nicht von der Landkreisordnung gedeckt wird. Landrat Josef Hauner zeigte sich laut Dörpinghaus ebenso schockiert und bedauere die bevorstehende Schließung.

Noch ist der Eingang zum Gebrauchtwarenladen „NoWasWert“ offen – ohne weitere Förderungen wird er Ende März schließen.
Noch ist der Eingang zum Gebrauchtwarenladen „NoWasWert“ offen – ohne weitere Förderungen wird er Ende März schließen.

Auch der BRK-Kreisvorsitzende und ehemalige Bürgermeister Toni Neumaier äußerte sein Bedauern über das Ende von „NoWasWert“. Er sehe es als unmögliches Verhalten des Bundes, die Förderungen zu kürzen. Auch in Bayern gebe es trotz einer „Sonnenschein“-Arbeitslosenquote Langzeitarbeitslose. Gerade vor dem Hintergrund der zahlreich ankommenden Flüchtlinge nehme der Gebrauchtwarenladen eine wichtige Funktion ein. Stellvertretend für die SPD-Fraktion erklärte er, dass man dort mit allen Mitteln versuchen werde, das „NoWasWert“ zu erhalten, da gerade sozial Schwache von der Schließung betroffen sind. Auch in der Kreistagssitzung im Dezember werde das Thema auf der Tagesordnung stehen, versicherte Neumaier.
Eins ist gewiss: Der günstige Gebrauchtwarenladen würde vielen bedürftigen Menschen fehlen. Dieser Meinung war auch die 65-jährige „NoWasWert“-Kundin Henny Beringer aus Nandlstadt, die auf die soziale Komponente des Ladens hinwies: „Eine solche Einrichtung ist notwendig, der Staat müsste dieses Projekt weiterfinanzieren.“

„Es bleibt spannend auf dem Ausbildungsmarkt“

Viele Ausbildungsplätze nach wie vor unbesetzt – Weiterbildung und Studium im Trend

Die Vertreter von Berufsschulen und Kreishandwerk aus vier Landkreisen trafen sich am Freitag in der Agentur für Arbeit in Freising, um Bilanz über das Berufsberatungsjahr 2014/15 zu ziehen.
Die Vertreter von Berufsschulen und Kreishandwerk aus vier Landkreisen trafen sich am Freitag in der Agentur für Arbeit in Freising, um Bilanz über das Berufsberatungsjahr 2014/15 zu ziehen.

Der Tenor der Teilnehmer am Pressegespräch zum Ausbildungsmarkt in der Agentur für Arbeit am Freitag in Freising war einhellig: Es gibt weiterhin mehr freie Stellen als Bewerber in den vier Landkreisen Dachau, Erding, Ebersberg und Freising. Die Gründe dafür liegen weitgehend in der Attraktivität der Weiterbildung sowie am Imageverlust der dualen Ausbildung.
Gemeinsam mit ihren Partnern aus den Berufsschulen, dem Kreishandwerk sowie der IHK präsentierte die Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Freising, Karin Weber, die aktuellen Zahlen des Ausbildungsmarktes und zog Bilanz über das Berufsberatungsjahr 2014/15. Bevor Weber das Wort an die Vertreter gab, wies sie auf die allgemeine Situation in den vier Landkreisen hin: „Es bleibt spannend auf dem Ausbildungsmarkt: Im letzten Jahr standen wieder viele Stellen zur Verfügung, die aufgrund der geringen Bewerberzahl nicht besetzt werden konnten. Hier besteht Handlungsbedarf.“ Auch ohne Traumnoten fänden Schüler demnach gute Ausbildungsplätze in den Betrieben. Im Berichtsjahr 2014/15 gab es 3264 Bewerber für Berufsausbildungsstellen in der Agentur für Arbeit, 39 davon fanden keine Perspektive. 559 von insgesamt 2966 Stellen blieben dabei unbesetzt, das sind 195 mehr als im Vorjahr. Im Landkreis Freising waren es 1189 Bewerber, von denen 14 noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Auch hier sind 204 Stellen von 1179, ein Plus von 27, nicht besetzt worden. Für die Geschäftsstelle Erding war die Tendenz ähnlich. „Bis Weihnachten geht da aber meistens noch was“, erklärte Weber.
Johannes Sommerer, Leiter der Berufsschule Dachau, informierte anschließend über die Integration von Flüchtlingen. Derzeit gebe es sechs Berufsintegrationsklassen, deren Ziel es ist, die Migranten in zwei Jahren durch Sprachförderung und Sozialkundeunterricht in die Berufswelt und unsere Gesellschaft einzugliedern. Im zweiten Jahr sind dabei vermehrt Praktika in unterschiedlichen Betrieben vorgesehen. Die Vertreter der Berufsschule Freising, Matthias Fischer und Ingrid Link, vermerkten eine positive Entwicklung im Bereich der Kinderpflege, in dem die Schülerzahlen deutlich angestiegen seien. Waren es im ersten Jahr noch 48, sind es nun schon 110 – Nachschub, der bei dem hohen Fachkräftemangel in Kindergärten dringend benötigt wird. Erfreulich sei auch, dass die besetzten Ausbildungsplätze in der Ernährungssparte eine ansteigende Tendenz zeigen. Momentan gibt es 170 Personen ohne Ausbildungsplatz, obwohl der Trend bei den „klassischen“ Betroffenen eigentlich nach unten geht – die Statistik wird durch die steigende Zahl der Flüchtlinge jedoch wieder angetrieben. In Freising gibt es wegen Platzmangels in der Berufsschule derzeit nur drei Integrationsklassen. Die Erfahrung mit den Flüchtlingen sei aber durchwegs positiv, wie Link bemerkte: „Die Schüler sind sehr motiviert, pflichtbewusst und wissbegierig.“ Lediglich an der Sprache scheitere es noch oft, sodass sie ihre Gedanken nicht ganz in Worte fassen können. Auch zurückhaltend seien viele der überwiegend männlichen Migranten aus Afghanistan, Syrien oder Somalia – die Vermittlungsquote für Praktika steigt aber. Elf Flüchtlinge befinden sich schon in einem festen Ausbildungsverhältnis in den verschiedensten Berufen von Bäcker bis Fachinformatiker.

Florian Kaiser, Referent für regionale Bildungsberatung der IHK München und Oberbayern, kam anschließend auf das unausgeglichene Verhältnis zwischen Bewerberzahlen und Stellenangeboten zu sprechen. Er sieht das Hauptproblem dafür in der Attraktivität des „Königswegs“ durch Abitur und Studium, der in den Köpfen vieler Eltern verankert ist. Aber auch das schlechte Image der dualen Ausbildung gelte es geradezurücken. Hier wurden seiner Meinung nach in den letzten Jahren falsche Signale durch die Politik gesendet. „Europaweit werden wir beneidet für unser gutes, duales Ausbildungssystem und im Inland selbst geht die Nachfrage zurück“, bemerkte Karin Weber. Dabei könnte man mit einer Ausbildung genauso gut Karriere machen und hätte durch die Weiterbildungsmaßnahmen danach immer noch die Chance, zu studieren, waren sich die Gesprächsteilnehmer einig.
Eine Renaissance würden die Ausbildungsberufe im Handwerk und Holzbau erleben, bemerkte Kreishandwerksmeister Rudolf Waxenberger aus Erding. In der Gastronomie gebe es Probleme, Ernährungsberufe wie Metzger oder Bäcker seien jedoch stabil. Zum Schluss wies Harald Brandmeier, Leiter der Berufsberatung in der Arbeitsagentur, noch darauf hin, dass nicht alle Bewerber die erforderten Kriterien erfüllten, um eine Ausbildungsstelle zu erhalten. Deshalb schwanke die Statistik der unbesetzten Stellen im Verhältnis zu den unversorgten Schülern.