Testen am Terminal

Die Bauarbeiten und der Probebetrieb am neuen Satellitenterminal des Flughafens laufen auf Hochtouren

DSC_0815
Die Aussicht vom neuen Satellitenterminal aus, das als bauliche Erweiterung auf dem Vorfeld östlich des Terminals 2 konzipiert wurde.

Am 26. April, in genau drei Monaten, ist es soweit: Dann wird der Flughafen München um ein sogenanntes „Midfield-Terminal“, den Satelliten, erweitert. Mit dem neuen Passagiergebäude wird Kapazität für weitere elf Millionen Fluggäste pro Jahr sowie mehr Qualität und erhöhter Komfort am Flughafen geschaffen. Ob es funktioniert, das sollten am Dienstag Probepassagiere testen.
Reges Treiben und Aufregung herrschten am Terminal 2 des Flughafen München: Zahlreiche Vertreter der Presse waren geladen, um den fünften Probebetriebsttag des neuen Satellitenterminals mit rund 100 externen Statisten zu beobachten. Als erstes „Midfield-Terminal“ an einem deutschen Flughafen verfügt der neue Satellit nämlich über keine öffentliche Anbindung. Die Passagiere checken im Terminal 2 ein und fahren nach der Passagier- und Handgepäckkontrolle mit einem unterirdischen Personentransportsystem in weniger als einer Minute zum Satellitengebäude.

Unterirdisches Personentransportsystem mit Tunnel bereits 1998 geplant und gebaut

Die beiden Bahnhöfe sowie der Tunnel hierfür wurden bereits bei der Errichtung des Terminals 2 im Rohbau erstellt, der 1998 geplant und 2003 in Betrieb genommen wurde. Als „goldrichtige“ Entscheidung bezeichnete Projektleiter Philipp Ahrens von der FMG diese frühzeitige Planung: „Aufgrund des niedrigen Grundwasserpegels und im Hinblick auf die Erweiterung des Flughafens profitieren wir nun davon, dass der Tunnel bereits vorhanden ist – ansonsten hätte man den ganzen Boden noch einmal aufreißen müssen.“
Auf der rund 400 Meter langen, zweispurigen Strecke werden insgesamt drei fahrerlose Züge mit jeweils vier Wagons eingesetzt, die mit einer Geschwindigkeit von rund 25 Stundenkilometern verkehren. Pro Stunde können bis zu 9000 Fluggäste je Richtung befördert werden.

DSC_0833
Noch ist viel zu tun, bis das neue Satellitenterminal zum 26. April eröffnet werden kann. In diesem Bereich sollen Shops und Restaurants errichtet werden.

Noch nicht mit den Zügen, aber mit Bussen ging es für die Statisten und Presseleute nach der Sicherheitseinweisung und der Verteilung von Warnwesten vom Terminal 2 zum Gebäude des Satelliten. Mit dem „Integrations-Probebetrieb“, bei dem bis Mitte März an insgesamt 20 Tagen die Prozesse für die Fluggastabfertigung mit rund 2800 „Probepassagieren“ simuliert werden, soll unter anderem getestet werden, ob sich die Gäste in dem neuen Gebäude gut zurechtfinden, ob Boarding- und Umsteigeprozesse in der vorhergesehenen Zeitspanne funktionieren und ob die Beschilderung für die nötige Orientierung sorgt. Die Erkenntnisse aus dem Probebetrieb fließen dann in die Vorbereitung der Inbetriebnahme ein, sodass mögliche Schwachstellen bis zur Eröffnung korrigiert werden können. Auch für die Mitarbeiter ist das eine Art Generalprobe, um sich an den neuen Satelliten zu gewöhnen, bevor es am 26. April gilt, echte Passagiere zu bedienen.

Noch gibt es im Inneren des Satelliten viele kleine Baustellen. Es ist kein hundertprozentig fertig gestelltes Passagiergebäude: Die Durchsagen fehlen, ebenso Shops und Restaurants, und hier und da sieht man Bauarbeiter am Werk. Lediglich die Sicherheitskontrollen, Wege und Check-In-Gates für den Probebetrieb sind bereits zugänglich. In den verbleibenden Monaten laufen die Arbeiten deshalb auf vollen Touren. Einen kleinen Einblick konnte man hier aber bereits durch Werbeplakate gewinnen: So wird es im neuen Satelliten etwa ein Veggie-Restaurant und ein „Hans im Glück“-Lokal geben.

DSC_0821
Probebetrieb am Sicherheitscheck des neuen Satelliten: Hier wurde getestet, wie viel Zeit für die Handgepäckkontrolle gebraucht wird.

Im ersten Szenario kamen 45 Passagiere mit einem Lufthansa-Flugzeug aus Istanbul an. Alle hatten einen Weiterflug nach Chiacgo vom Gate L23, wofür die Statisten echte Flugtickets bekamen und den Weg anhand der Schilder selbst finden sollten. Testaufgabe war hier, die Sicherheitskontrolle zu passieren, da die Passagiere aus einem Land kamen, das nicht dem Schengen-Raum angehört. Bei diesem Sicherheitscheck wurde ein Körperscanner getestet, in den man sich etwa drei Sekunden stellen muss, um auf verbotene Gegenstände untersucht zu werden.

Zudem mussten die „Fluggäste“ durch eine Sonderkontrolle, der Passagiere auf USA-Flügen unterzogen werden, bevor das „Boarding“ durchgespielt wurde. Hierbei lief außer zeitlichen Verzögerungen und plötzlich auftauchenden herrenlosen Koffern alles nach Plan.

DSC_0841
Beim Boarding am Gate wurde das Ticket wie im echten Flugbetrieb geprüft, bevor die Probepassagiere zum Flugzeug gehen durften. 

Im dritten Szenario kamen die Probepassagiere aus Timisoara an, um nach Boston vom Gate L24/26 weiterzufliegen. Testaufgaben waren hier der Einsatz von Zoll-Drogenhunden und die Passkontrolle. Dabei fanden sich einige Statisten mit der Beschilderung nicht ganz zurecht, gelangten jedoch ans Ziel. Die Verantwortlichen zogen daraus die Erkenntnis, dass die visuelle Kommunikation verbessert werden muss.

Kapazität erhöht sich durch Satellitenterminal nun auf 36 Millionen Fluggäste pro Jahr

FMG und Lufthansa, die den Satelliten wie schon das Terminal 2 als Joint Venture im Verhältnis 60 zu 40 gemeinsam betreiben, reagieren mit dem Ausbauvorhaben auf das dynamische Passagierwachstum am Münchner Airport. Mit 26,9 Millionen Fluggästen im Jahr 2014 hat das Terminal 2 seine rechnerische Auslastungsgrenze von 25 Millionen schon zum vierten Mal in Folge überschritten. Mit einem der „modernsten Flughafengebäude weltweit“ erhöht sich die Kapazität nun um weitere elf Millionen auf insgesamt 36 Millionen Passagiere. Der stangenförmige Satellit wird auf drei Ebenen über insgesamt 52 Gates verfügen. Mit den 27 direkt am Satelliten gelegenen Flugzeugabstellpositionen wird die Anzahl der gebäudenahen Positionen im Bereich des Terminals 2 gegenüber dem heutigen Stand von 24 mehr als verdoppelt, wodurch die sogenannten „Remote-Boardings“ über Bustransfer reduziert werden. „Damit wollen wir die Qualität verbesseren und die Reise für die Passagiere angehmer machen sowie das zweite Standbein neben Frankfurt weiter ausbauen“, erläuterte Projektleiter Matthias Stein von Lufthansa.
Die Gesamtkosten für den neuen Satelliten, die Erweiterung der Gepäckanlage und die Ausbaumaßnahmen auf den Vorfeldern und Rollwegen belaufen sich auf rund 900 Millionen Euro.

DSC_0809
Das elektronische Flugticket, das die Probepassagiere fürs „Boarding“ bekamen.