„Ich will Direktkandidat für alle Bürger sein“

Thomas Neudert (41) aus Wolnzach tritt im Bundestagswahlkampf für die FDP an

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Thomas Neudert (41) will für die FDP in den Bundestag einziehen. Foto: Laura Schindler

Thomas Neudert aus Wolnzach tritt bei der Bundestagswahl als Direktkandidat im Wahlkreis Freising-Pfaffenhofen-Schrobenhausen für die FDP an. Der 41-jährige Diplom-Kaufmann beschreibt sich selbst als „unbeschriebenes Blatt“ in der Politik.

Herr Neudert, wie sind Sie zur Politik gekommen?

Thomas Neudert: Ich engagiere mich schon seit meiner Jugend in der Politik. Früher noch bei der Jungen Union und der CSU, seit 2014 für die FDP. Für mich ist ehrenamtliches Engagement ein Kennzeichen Deutschlands, ohne dieses würde vieles in unserem Land nicht funktionieren.

Wie kam es zum Wechsel von der CSU zur FDP nach so langer Zeit?

Neudert: Die Trennung war keineswegs inhaltlich. Nach meinem Umzug in die Hallertau vor rund zehn Jahren habe ich mich dem CSU-Ortsverband Wolnzach angeschlossen. Dieser war jedoch „nicht sehr integrationsfreudig“, um es so auszudrücken. Als ich gemerkt habe, dass es dort nicht weitergeht für mich, bin ich ausgetreten. 2014 habe ich mit der lokalen FDP meine neue politische Heimat gefunden.

Hatten Sie während dieser Zeit bereits politische Ämter inne?

Neudert: Parteiintern ja, beispielsweise die Arbeit des Kassiers. Ansonsten bin ich als Politiker ein unbeschriebenes Blatt. Im Jahr 2014 bin ich bereits zur Kommunalwahl angetreten, hatte jedoch einen Platz relativ weit hinten auf der Liste. Ich bin kein klassischer Karrierepolitiker und stehe mitten im Leben.

Welche politischen Themen liegen Ihnen denn besonders am Herzen?

Neudert: Als Reserveoffizier interessieren mich besonders die Außen- und Sicherheitspolitik, die Wirtschafts- sowie die Sozialpolitik. Hierbei liegt mein Fokus auf Europa und der Bundeswehr, der Mittelstandsförderung sowie den drei Säulen der Rentenversicherung.

Und speziell auf den Wahlkreis Freising-Pfaffenhofen bezogen?

Neudert: Grundsätzlich geht es unserem Wahlkreis gut. Jedoch sind die Immobilienpreise sehr in die Höhe geschossen. Ich möchte mich deshalb für günstigeres Wohnen einsetzen. Ziel wäre, dass die Grunderwerbssteuer bis zu einer bestimmten Geldsumme für Erstkäufer eines Eigenheims gesenkt wird, damit diese kreditwürdiger werden. Zudem kann man Baukosten senken, indem man unsinnige Bauvorschriften und Investitionshindernisse wie etwa die Mietpreisbremse aufhebt. Ein weiteres Anliegen wäre für mich eine bessere Verkehrsanbindung für Pendler nach München.

Was ist Ihnen außerdem wichtig?

Neudert: Ich will Bundestagsdirektkandidat für alle Bürger sein und nicht nur bevorzugt Parteiveranstaltungen besuchen. Ich will mich nicht in Berlin oder meinem lokalen Wahlkreisbüro „verschanzen“. Ich will alle Gemeinden des Stimmkreises besuchen und Sprechstunden vor Ort für die Bürger einrichten.

Welche Chancen rechnen Sie sich für die Bundestagswahl aus?

Neudert: Mit Platz 45 bin ich auf der Landesliste der FDP ziemlich weit hinten, hier werde ich es wohl nicht schaffen. Im Personenvergleich rechne ich mir schon Chancen aus.

Was wäre Ihre Wunschkoalition?

Neudert: Zuerst ist es unser Ziel, wieder in den Bundestag einzuziehen. Ich denke, mit der CDU haben wir die größte Überschneidung. Generell gilt es jedoch erst einmal, eine große Koalition zu verhindern, um Stillstand zu vermeiden.

Wie führen Sie Ihren Wahlkampf? Nutzen Sie soziale Netzwerke?

Neudert: In der jetzigen Vorwahlkampfphase organisieren wir Veranstaltungen wie beispielsweise die sehr gut besuchte Podiumsdiskussion zum Thema Windkraft in Nandlstadt. Am Samstag habe ich den Ortsverband der FDP Moosburg-Hallertau bei seinem geplanten Bürgerbegehren für die Prüfung einer Tiefgarage unter dem Plan unterstützt. Ab nächster Woche werden wir die ersten Plakate aufhängen. Mein Ziel ist es, jede Gemeinde im Wahlkreis zu besuchen. Twitter nutze ich nicht, jedoch bin auf Facebook unterwegs und werde hier gegebenenfalls auch Werbung schalten. Allerdings müssen wir auch mit unserem Budget haushalten.

 

FDP
Grafik: Moosburger Zeitung

 

Was sagen Sie zum sogenannten Diesel-Gate?

Neudert: Ich bin mit einem fünf Jahre alten VW Diesel persönlich Betroffener und daher auch gespannt, wie sich das Ganze entwickeln wird. Es ist ganz klar eine Sauerei, wie hier gepfuscht wurde. Zudem muss man abwarten, ob sich die Kartell-Vorwürfe gegen die Automobilindustrie bewahrheiten. Die Politik hat hier gepennt. Bei allen Vorwürfen muss man aber auch vorsichtig sein, denn die Automobilbranche ist eine Schlüsselindustrie für Deutschland und ein großer Arbeitgeber.

Halten Sie die geplante Ausländermaut für sinnvoll?

Neudert: Nein, dieser Plan erscheint mir absolut ineffizient, da die Verwaltungskosten einen Großteil der Einnahmen auffressen

Und was ist Ihre Meinung zur dritten Startbahn?

Neudert: Das ist ein schwieriges Thema. Die FDP ist grundsätzlich dafür, ich wäre – falls notwendig – auch dafür. Als Abgeordneter würde ich für meinen Wahlkreis alles Nötige dafür tun, um für die Betroffenen Ausgleichsmechanismen zu schaffen.

Haben Sie selbst schon einmal überlegt, ein Elektroauto zu fahren?

Neudert: Ja! Letztes Jahr habe ich mich mit dem Thema intensiv beschäftigt. Ich war allerdings irritiert, dass ich kein Leasing-Angebot hierfür fand. Zudem muss meiner Meinung nach die Infrastruktur noch besser ausgebaut werden, es braucht mehr Ladesäulen und auch die Reichweite ist noch zu klein. Für mich stellt sich die Frage: Bewegen wir uns in ein neues Dilemma, wenn alle ihr Auto mit Strom tanken?

Wie stehen Sie zum Thema Türkei, zur Flüchtlingspolitik und auch einer eventuellen Obergrenze?

Neudert: Das mit der Türkei ist eine traurige Sache, das Land entwickelt sich zunehmend zur Diktatur. Ich finde es richtig, das Aufnahmeverfahren zur EU zu stoppen. Eine Obergrenze halte ich für juristisch fragwürdig, dies wurde wohl eher erfunden, um die Menschen zu beruhigen. Wichtig in der Flüchtlingsproblematik ist es, Hilfe vor Ort zu leisten und die Lage dort zu stabilisieren. Es ist Aufgabe der Politik, den Syrienkonflikt zu lösen. Für Deutschland wäre es wichtig, gezielt Menschen im Land zu integrieren, die hier auch wertvolle Arbeit leisten können. Asylbewerber müssen zudem zeitnah und bevor sie verwurzelt sind Bescheid bekommen, ob sie abgeschoben werden oder nicht.

Steuern senken oder Schulden abbauen?

Neudert: Das kann man beides! Die lange Niedrigzinspolitik der EZB hat die öffentlichen Strukturen saniert. Es ist nun an der Zeit, dass der Staat etwas von seiner guten Situation an den Bürger abgibt. Idealer Kandidat wäre hierfür der Solidaritätszuschlag, der ohnehin überfällig ist.

Wie schätzen Sie die aktuelle Situation beim Thema Datenschutz ein? Haben Sie Angst vor Hackern im Wahlkampf?

Neudert: Die FDP verteidigt den Datenschutz extrem, dies wird aber zunehmend schwieriger mit Datenstaubsaugern wie Google und Co. Videoüberwachung ist in Brennpunkten vielleicht sinnvoll, ansonsten sollte man hier vorsichtig sein. Im Angriff gegen Hacker muss die Bundesrepublik aufrüsten, gerade kleinere Unternehmen müssen im Bereich der Digitalisierung noch stärker informiert werden. Der Wahlkampf wird sicher irgendwie manipuliert. Mir bereiten besonders Falschmeldungen in sozialen Netzwerken Sorgen, die gewisse Parteien am rechten Rand fördern.

Vielen Dank für das Gespräch!

Interview: Laura Schindler

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